Am Freitag feierte Berlin mit Großveranstaltung am Reichstag den ersten nationalen Veteranentag. Unbekannte stellten diesem militärischen Gedenken kritische Kunstinstallationen entgegen. In der Nacht vor dem Staatsakt erschienen manipulierte Plakate im Stadtbild, die das offizielle Veteranentags-Logo umdeuteten – aus der jubelnden Menschenmenge wurde eine Protestmasse gegen das Militär.
Die erste nationale Veteranenfeier wurde mit hochrangigen Teilnehmern wie Bundespräsident Steinmeier und Verteidigungsminister Pistorius begangen. Rund 300 Gäste nahmen teil, darunter aktive und ehemalige Soldaten. «Wir würdigen den Dienst für unser Land», betonte Steinmeier in seiner Ansprache. Der neue Gedenktag soll künftig jährlich am 15. Juni stattfinden.
Die Adbusting-Aktion zeigt, wie gespalten die Gesellschaft beim Thema Bundeswehr ist. Als Journalistin habe ich in den vergangenen Jahren eine zunehmende Polarisierung beobachtet – während die Politik eine «Zeitenwende» im Verhältnis zum Militär ausruft, wächst parallel der antimilitaristische Protest.
«Diese Form des Gedenkens verherrlicht den Kriegsdienst und bereitet eine neue Generation auf Krieg vor», erklärte eine anonyme Aktivistin gegenüber der taz. Die Polizei hat mittlerweile Ermittlungen wegen Sachbeschädigung aufgenommen.
Was bedeutet dieser Konflikt für unsere Erinnerungskultur? Der Veteranentag markiert eine Kehrtwende im deutschen Selbstverständnis. Die Protestkunst dagegen erinnert an die lange antimilitaristische Tradition im Land. Beide Positionen werden uns in den kommenden Jahren begleiten – denn die Frage, wie wir mit militärischen Traditionen umgehen, ist längst nicht beantwortet.