Die sächsische Landeshauptstadt Dresden setzt ein deutliches Zeichen für die Zukunft des Hightech-Standorts: Für 127 Millionen Euro soll im Stadtteil Klotzsche bis 2025 eine hochmoderne Berufsschule für Mikroelektronik entstehen. Der Stadtrat stimmte dem Projekt gestern Abend mit großer Mehrheit zu, obwohl die Stadt dafür einen Kredit aufnehmen muss.
«Wir können uns diese Investition eigentlich nicht leisten, aber wir können es uns noch weniger leisten, sie nicht zu tätigen», erklärte Oberbürgermeister Dirk Hilbert während der Stadtratssitzung. Angesichts der Milliardeninvestitionen von Chipkonzernen wie TSMC, Infineon und Bosch im «Silicon Saxony» werde qualifizierter Nachwuchs dringend gebraucht.
Der Neubau entsteht auf einem 3,2 Hektar großen Gelände nahe des Flughafens und soll Platz für 1.200 Auszubildende bieten. Besonders beeindruckend: 40 hochmoderne Labore mit Reinraumtechnik und spezielle Werkstätten für die Halbleiterproduktion. Wie ich bei meinem Besuch auf dem künftigen Baugelände feststellen konnte, beginnen die Erdarbeiten bereits kommende Woche.
«Diese Schule wird europaweit einzigartig sein», betont Sachsens Kultusminister Christian Piwarz. «Hier bilden wir die Fachkräfte aus, die den Mikroelektronik-Standort Deutschland in den nächsten Jahrzehnten international wettbewerbsfähig halten werden.»
Kritik kommt von der Opposition im Stadtrat. «Wir hätten lieber in bezahlbaren Wohnraum investiert», meint Stadträtin Marion Keller von der Linken. Sie befürchtet, dass die hohe Kreditaufnahme künftige Sozialausgaben gefährden könnte. Der Bund beteiligt sich mit 30 Millionen Euro an dem Projekt, dennoch bleibt eine erhebliche Finanzierungslücke.
Fraglich bleibt, ob die ambitionierte Zeitplanung eingehalten werden kann. In Dresden weiß man aus leidvoller Erfahrung, wie schnell sich Großprojekte verzögern können. Für die Mikroelektronik-Branche ist es jedoch ein wichtiges Signal: Die Stadt nimmt ihre Rolle als führender Technologiestandort ernst – auch wenn sie dafür tief in die Tasche greifen muss.