Die Nachfrage nach Saisonkennzeichen in Hessen nimmt deutlich zu. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilt, waren zum Jahresbeginn 2024 bereits über 38.000 Fahrzeuge mit den zeitlich begrenzten Nummernschildern unterwegs – ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders beliebt sind die Kennzeichen im Raum Darmstadt, wo Oldtimer-Besitzer zunehmend auf die saisonale Anmeldung setzen.
Die Gründe für den Boom liegen auf der Hand: Wer sein Fahrzeug nur im Sommer nutzt, spart durch die zeitlich begrenzte Zulassung erheblich bei Steuern und Versicherung. «Bei einem durchschnittlichen Oldtimer können Einsparungen von 200 bis 400 Euro pro Jahr realisiert werden«, erklärt Petra Meinhardt vom ADAC Hessen.
Diese Entwicklung beobachte ich seit Jahren mit großem Interesse. Als ich vor einem Jahrzehnt in Baden-Württemberg über lokale Verkehrspolitik berichtete, waren Saisonkennzeichen noch ein Nischenphänomen. Heute sind sie ein fester Bestandteil der deutschen Fahrzeugkultur.
Bemerkenswert ist die Verschiebung der Nutzergruppen. Früher nutzten vor allem Motorradfahrer diese Option, heute kommen vermehrt Cabrio- und Wohnmobilbesitzer hinzu. «Die steigenden Lebenshaltungskosten machen viele Menschen kostenbewusster«, sagt Zulassungsstellenleiter Thomas Weber aus Frankfurt. In seiner Behörde hat sich die Zahl der Anträge seit 2020 fast verdoppelt.
Was viele nicht wissen: Die Kennzeichen müssen mindestens für zwei Monate, dürfen aber höchstens für elf Monate beantragt werden. Mehr Informationen gibt es beim Kraftfahrt-Bundesamt.
Der Trend zu Saisonkennzeichen spiegelt auch gesellschaftliche Veränderungen wider. In Zeiten von Klimadebatten und steigenden Mobilitätskosten entwickeln immer mehr Hessinnen und Hessen ein bewussteres Verhältnis zu ihren Fahrzeugen. Vielleicht ist das zeitweise Abmelden eines Autos auch ein kleiner Schritt in Richtung nachhaltigerer Mobilität – ohne ganz auf die Freude am Fahren verzichten zu müssen.