Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) haben 2023 einen Rekordverlust von 90,4 Millionen Euro eingefahren – und das trotz steigender Fahrgastzahlen. Während die Straßenbahnen und Busse der KVB wieder voller werden und fast das Vor-Corona-Niveau erreicht haben, klaffen die Finanzen bedrohlich auseinander. Besonders das Deutschlandticket sorgt für eine paradoxe Situation: Mehr Menschen nutzen den ÖPNV, doch die Einnahmen brechen ein.
In den Bahnen und Bussen drängeln sich wieder mehr Fahrgäste. 270 Millionen Fahrten wurden 2023 gezählt – ein Plus von über 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Fast hat man das Gefühl, in Köln sei alles wieder wie vor der Pandemie. Doch der Schein trügt. Die Einnahmen halten mit dieser Entwicklung nicht Schritt. «Das Deutschlandticket ist verkehrspolitisch ein Erfolg, aber finanziell eine Katastrophe», erklärt KVB-Vorstand Stefanie Haaks.
Der Grund: Das günstige 49-Euro-Ticket ersetzt teurere Abonnements. Gleichzeitig explodieren die Kosten für Personal, Energie und Material. Allein die Stromkosten sind um 18 Millionen Euro gestiegen. «Wir stehen vor einer existenziellen Herausforderung«, warnt Haaks.
Die Kölner Politik reagiert besorgt. «Ohne zusätzliche Bundesmittel wird der ÖPNV in seiner jetzigen Form nicht zu halten sein», sagt Ratsmitglied Peter Kron. Vor Ort habe ich beobachtet, wie Fahrgäste reagieren – die meisten wollen auf keinen Fall höhere Preise zahlen.
Die KVB steht beispielhaft für ein bundesweites Dilemma: Einerseits soll der ÖPNV ausgebaut werden, andererseits fehlt das Geld dafür. Die nächsten Monate werden entscheidend sein. Wenn Bund und Länder keine dauerhafte Finanzierungslösung finden, drohen Einschnitte im Angebot – ausgerechnet in Zeiten, in denen mehr Menschen umsteigen sollten. Ein trauriges Paradox der Verkehrswende.