Auf den Treppenstufen der Stuttgarter Stadtbibliothek sitzt Marko K. und blickt auf sein Smartphone. Der 21-Jährige gehört zu den rund 980 arbeitslosen jungen Menschen unter 25 Jahren in Stuttgart. «Nach dem Überfall vor zwei Jahren war ich erstmal raus», erzählt er leise. Ein gebrochener Kiefer, ein Schädel-Hirn-Trauma und monatelange Reha haben ihn aus der Bahn geworfen.
Die Jugendarbeitslosigkeit in Stuttgart liegt derzeit bei 3,2 Prozent – niedriger als der Bundesdurchschnitt von 5,5 Prozent. Doch hinter diesen Zahlen verbergen sich Schicksale wie Markos. Ich begleite ihn heute zum Jobcenter, seine dritte Beratung in diesem Monat.
«Die wollen mir helfen, das verstehe ich ja», sagt er, während wir durch die Königstraße laufen. «Aber manchmal fühlt es sich an, als würde ich im Kreis laufen.» Seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann musste er nach dem Überfall abbrechen. Die Konzentrationsprobleme waren zu stark.
Bei der Beraterin Sarah M. wird heute sein Lebenslauf aktualisiert. «Junge Menschen brauchen oft mehrere Anläufe», erklärt sie mir später. «Die Wirtschaftslage macht es nicht leichter, aber wir haben gute Programme.» Eines davon ist die Initiative «Neustart», die Betroffene mit lokalen Betrieben vernetzt.
Marko hat nach unserem Termin ein Probearbeiten in einer Werkstatt vereinbart. Die Handwerkskammer Stuttgart meldet trotz Wirtschaftsflaute über 400 offene Ausbildungsstellen. «Da könnte was dabei sein für mich», sagt er mit einem vorsichtigen Lächeln.
Auf dem Heimweg durch den Schlossgarten wirkt er nachdenklich. «Weißt du, was das Schlimmste ist? Nicht das Geld. Es ist das Gefühl, nicht dazuzugehören.» Ein Gefühl, das viele junge Arbeitslose in Stuttgart kennen. Doch mit jedem kleinen Schritt vorwärts wächst die Hoffnung – für Marko und die anderen 979.