In Düsseldorfs Stadtteil Kalkum gipfelte gestern das traditionelle Schützenfest in einem Festumzug, der über 3.000 Besucher anlockte. Das Königspaar Marius und Luisa Schmitz führte bei strahlendem Sonnenschein und 27 Grad die Parade an. Erstmals seit Gründung des Vereins 1924 wurden auch die Rheinische Weinkönigin und der Karnevalsprinz «Gruleiru» Teil des Festzugs, was laut Veranstalter die «Düsseldorfer Festkultur vereinen» sollte.
Die Neuerungen kamen bei den Besuchern gut an. «Wir wollten die Tradition bewahren, aber gleichzeitig neue Akzente setzen», erklärt Schützenpräsident Helmut Greiner. Der Verein kämpft wie viele Traditionsvereine mit Nachwuchssorgen – die Mitgliederzahl sank in den letzten fünf Jahren um 15 Prozent. Die Integration der Weinkönigin und des Karnevalsprinzen soll jüngere Düsseldorfer ansprechen.
Besonders die Verbindung zum Karneval sorgte für Gesprächsstoff. «Das ist Düsseldorf, wie es leibt und lebt», meinte Besucherin Hannelore Peters (72). «Schützen und Karneval gehören zu unserer Stadt wie der Rhein.«
Als Reporterin beobachte ich seit Jahren, wie Traditionsvereine um ihre Zukunft kämpfen. In Kalkum spürt man den Willen zur Erneuerung, ohne die Wurzeln zu kappen. Der Spagat scheint zu gelingen: Rund 80 Kinder nahmen am neuen «Jungschützen-Parcours» teil.
Die lokale Wirtschaft profitierte ebenfalls. Die 28 Festzeltbetreiber meldeten Rekordumsätze. «In Zeiten steigender Kosten ein wichtiges Signal», so Bürgermeisterin Claudia Weber.
Für das kommende Jahr plant der Verein weitere Neuerungen. Ob die Verbindung von Schützentradition, Weinfest und Karneval Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Die Stimmung in Kalkum spricht jedenfalls dafür, dass die Düsseldorfer bereit sind für frischen Wind in alten Traditionen.