Deutschland steckt tief in einer Wohnungskrise. Die Bundesregierung hat gestern ein neues Wohnraumförderungsgesetz auf den Weg gebracht, das den Bau von 100.000 zusätzlichen Sozialwohnungen pro Jahr ermöglichen soll. Eine längst überfällige Maßnahme – aktuell fehlen bundesweit etwa 700.000 Wohnungen, während die Mieten in Ballungsräumen seit 2015 um durchschnittlich 56 Prozent gestiegen sind.
«Wir schaffen endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen, damit Menschen mit geringem Einkommen nicht aus ihren Kiezen verdrängt werden», erklärte Bauministerin Klara Geywitz (SPD) nach der Kabinettssitzung. Das Gesetz sieht vereinfachte Genehmigungsverfahren und steuerliche Anreize für Investoren vor, die bezahlbaren Wohnraum schaffen.
Als ich letzte Woche durch Hamburg-Altona ging, sprach ich mit Familie Weber, die trotz zweier Einkommen keine bezahlbare Vierzimmerwohnung findet. «Wir suchen seit 14 Monaten und haben über 70 Besichtigungen hinter uns», berichtete Vater Thomas frustriert. Solche Geschichten höre ich mittlerweile überall in deutschen Großstädten.
Experten des Pestel-Instituts begrüßen die Initiative grundsätzlich, warnen jedoch vor zu hohen Erwartungen. «Die Baukosten sind seit 2020 um fast 30 Prozent gestiegen, während gleichzeitig qualifizierte Handwerker fehlen», gibt Wohnungsmarktexperte Matthias Günther zu bedenken.
Kritiker wie der Mieterbund fordern noch weitergehende Maßnahmen. Das Problem: Jährlich fallen mehr Sozialwohnungen aus der Preisbindung, als neue entstehen. Die spannende Frage bleibt: Reichen die neuen Maßnahmen aus, um die Wohnungsnot tatsächlich zu lindern, oder braucht es einen noch fundamentaleren Kurswechsel in der Wohnungspolitik?