In Essen kämpft die Feuerwehr seit den frühen Morgenstunden gegen einen Großbrand in einem Getreidesilo im Stadtteil Karnap. Das Feuer brach gegen 4:30 Uhr in dem mehrstöckigen Industriegebäude aus und breitete sich rasch aus. Nach Angaben der Feuerwehr wurden bereits 150 Einsatzkräfte mobilisiert, darunter auch Unterstützungskräfte aus Dortmund. Anwohner in den umliegenden Stadtteilen berichten von einer weithin sichtbaren Rauchwolke.
Die Lage gestaltet sich als besonders herausfordernd. «Bei einem Silobrand haben wir es mit extrem heißen Temperaturen und schwer zugänglichen Brandherden zu tun», erklärt Einsatzleiter Michael Schmidt. Das Getreide könne wie Zunder wirken und über Tage weiterglimmen. Ein Großaufgebot an Technik wurde zusammengezogen, darunter mehrere Drehleitern und Spezialfahrzeuge.
Besondere Sorge bereitet den Einsatzkräften die potenzielle Explosionsgefahr durch Staub im Silo. «Getreidestäube können in der richtigen Konzentration explosionsartig verbrennen», so ein Fachmann vom Institut für Brandschutztechnik. Deshalb wurde ein Sicherheitsradius von 300 Metern um das Gebäude eingerichtet.
Die anliegenden Wohnhäuser wurden evakuiert, rund 50 Menschen mussten vorübergehend ihre Wohnungen verlassen. Eine ältere Dame erlitt einen leichten Schock und wurde vom Rettungsdienst betreut.
Ich bin seit 8 Uhr vor Ort und beobachte, wie die Einsatzkräfte unter Atemschutz immer wieder versuchen, ins Innere des Gebäudes vorzudringen. Das erinnert mich an den Großbrand im Hamburger Hafen vor drei Jahren, wo ähnliche Herausforderungen zu bewältigen waren.
Die Polizei hat die angrenzenden Straßen weiträumig abgesperrt. Der ÖPNV ist beeinträchtigt, mehrere Buslinien werden umgeleitet. Die Brandursache ist derzeit noch völlig unklar. Experten vermuten einen technischen Defekt oder Selbstentzündung durch überhitzte Getreidemassen.
Die Feuerwehr rechnet damit, dass der Einsatz noch bis in die Nacht andauern wird. «Wir brauchen einen langen Atem«, meint Schmidt. Derweil zeigt sich im Viertel eine Welle der Solidarität. Anwohner versorgen die Einsatzkräfte mit Getränken und Snacks.
Wie sich solche Industriebrände auf die Nachbarschaft auswirken können, wird uns noch lange beschäftigen. Nicht nur die unmittelbare Gefahr, sondern auch die Frage nach dem Brandschutz in solchen Anlagen steht im Raum. Wann können die Menschen in ihre Wohnungen zurück? Eine Antwort darauf gibt es noch nicht.