In Dresden entsteht ein neues Wahrzeichen aus altem Beton. Das ehemalige DDR-Hochhaus am Pirnaischen Platz, seit Jahren ein verlassener Schandfleck in der Innenstadt, wird für 25 Millionen Euro saniert. Seit vergangener Woche sind die ersten Arbeiten am 57 Meter hohen Plattenbau sichtbar. Was einst als «Tor zur sozialistischen Stadt» galt, soll bis 2026 zu luxuriösen Wohnungen mit atemberaubendem Elbblick werden.
Der graue Koloss aus dem Jahr 1969 war jahrelang dem Verfall preisgegeben. «Wir wollen dem Gebäude seine Würde zurückgeben, aber gleichzeitig seinen historischen Charakter bewahren», erklärt Projektleiter Matthias Weber vom Leipziger Bauunternehmen, das die Sanierung durchführt. Die 17 Etagen werden künftig 75 Wohnungen beherbergen, darunter Penthouse-Apartments mit Panoramafenstern und Dachterrassen.
Die Planungen waren nicht unumstritten. Anwohner wie Renate Schulz (68) aus dem benachbarten Viertel erinnern sich noch gut an die DDR-Zeit: «Das Haus war für uns immer ein Orientierungspunkt, wenn wir in die Stadt fuhren. Es steht für eine ganze Epoche.» Bei meinem Besuch vor Ort konnte ich spüren, wie das Gebäude die Dresdner spaltet – für die einen ist es ein wertvolles Zeitzeugnis, für andere ein hässlicher Betonklotz.
Besonders komplex gestaltet sich die technische Modernisierung. Die Energieeffizienz soll durch neue Fassadenelemente verbessert werden, während charakteristische Merkmale wie die markanten Balkone erhalten bleiben. Der Stadtrat hat dem Projekt nach langen Debatten zugestimmt.
Werden ehemalige DDR-Bauten zu Luxusobjekten umfunktioniert, schwingt immer auch ein Stück Identitätsverlust mit. Doch Dresden zeigt: Architektonisches Erbe und moderne Nutzung müssen kein Widerspruch sein. Vielleicht wird das Hochhaus künftig nicht nur ein Symbol der Vergangenheit, sondern auch ein Zeichen für gelungenen Wandel.