Die queerfeindliche Stimmung an Berliner Schulen hat alarmierend zugenommen. Eine aktuelle Befragung zeigt, dass 84 Prozent der LGBTQ-Schülerinnen und Schüler negative Erfahrungen machen – von verbalen Attacken bis hin zu körperlicher Gewalt. Fast täglich erreichen mich als Journalistin neue Berichte von betroffenen Jugendlichen.
Der 16-jährige Lukas (Name geändert) berichtet: «Ich traue mich nicht mehr, meine Regenbogen-Anstecknadel zu tragen. Letzten Monat wurde ich deswegen von einer Gruppe Mitschüler durch das ganze Schulgebäude gejagt.» Seine Geschichte ist kein Einzelfall. Besonders an Schulen in sozialen Brennpunkten hat sich die Situation verschärft.
Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch erklärt das Problem zur Chefsache: «Wir müssen entschieden gegen jede Form von Diskriminierung vorgehen. Dafür stellen wir zusätzliche Ressourcen und Fortbildungen bereit.»
Bei meinen Besuchen in Neuköllner Schulklassen fällt mir auf: Oft fehlt es nicht am Willen der Lehrkräfte, sondern an praktischen Handlungskonzepten. «Wir stehen zwischen den Fronten», erzählt Grundschullehrerin Maren Weber. «Einerseits wollen wir alle Schüler schützen, andererseits bekommen wir auch Gegenwind von manchen Eltern.»
Die Initiative «Queer@School» bietet inzwischen Workshops an, die bereits an 37 Berliner Schulen durchgeführt wurden. Erste Erfolge zeigen sich. Die Frage bleibt: Reicht das aus? In einer Stadt, die für ihre Vielfalt bekannt ist, sollten junge Menschen nicht für ihre Identität leiden müssen. Es geht um nichts weniger als das Grundrecht auf Sicherheit und freie Entfaltung – mitten in unserer Hauptstadt.