Die unerwartete Wende im Fall Hanna erschüttert Bayern. Der 21-jährige Tatverdächtige, der seit Oktober in Untersuchungshaft saß, wird nach neuen DNA-Erkenntnissen heute freigelassen. Die Staatsanwaltschaft Traunstein sieht keinen dringenden Tatverdacht mehr gegen den jungen Mann, der im Zusammenhang mit dem Tod der 21-jährigen Medizinstudentin festgenommen worden war.
Die Ermittler stehen vor einem Neuanfang. «Die forensischen Untersuchungen haben eindeutig ergeben, dass die DNA-Spuren am Tatort nicht vom Beschuldigten stammen», erklärte Oberstaatsanwältin Laura Mayer gestern. Für den jungen Mann bedeutet dies das Ende eines mehrmonatigen Albtraums. Seine Anwältin, Dr. Carolin Weber, kritisiert: «Mein Mandant hat von Anfang an seine Unschuld beteuert. Die vorschnelle Verhaftung hat sein Leben zerstört.»
Hannas Tod hatte im vergangenen Oktober die Region erschüttert. Die Studentin verschwand nach einer Feier in Aschau im Chiemgau, ihre Leiche wurde tags darauf im Fluss Prien gefunden. Die Polizei bildete eine 60-köpfige Sonderkommission.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich selten einen Fall erlebt, der die Grenzen polizeilicher Ermittlungsarbeit so deutlich aufzeigt. Als der junge Mann festgenommen wurde, atmete die verunsicherte Gemeinde auf – nun herrscht wieder Ungewissheit.
Die Frage nach dem wahren Täter bleibt offen. Die Ermittler suchen nun nach neuen Spuren. Für die Angehörigen von Hanna bedeutet die Wende weiteres Leid in ihrem Trauerprozess. Der Fall zeigt, wie schmal der Grat zwischen Gerechtigkeit und Justizirrtum sein kann.