In Berlin kocht erneut die Debatte um die Energiewende hoch. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat Pläne für Windräder im Grunewald klar abgelehnt. «Mit mir wird es keine Windräder im Grunewald geben», erklärte Wegner am Mittwoch. Laut einer Potenzialanalyse des Senats könnten in dem beliebten Waldgebiet bis zu zehn Windkraftanlagen errichtet werden.
Der Grunewald ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Berlins und für viele Hauptstädter ein wichtiger Erholungsraum. Die Senatsumweltverwaltung hatte mehrere Flächen für mögliche Windenergieanlagen identifiziert. Insgesamt könnten in Berlin 14 Windräder entstehen, die jährlich Strom für etwa 50.000 Haushalte produzieren würden.
Wegner betonte jedoch die Bedeutung des Waldes für die Stadtbevölkerung: «Der Grunewald ist Erholungsgebiet und Frischluftschneise für die Berlinerinnen und Berliner.» In unserer dicht bebauten Stadt sehe ich solche Eingriffe kritisch, so der Bürgermeister.
Die Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) hatte die Untersuchung der Potenzialflächen beauftragt. Sie erklärte: «Wir nehmen die Energiewende ernst, müssen aber verschiedene Interessen sorgfältig abwägen.»
In Hamburg erlebe ich bei ähnlichen Diskussionen oft die gleiche Zerrissenheit zwischen Klimaschutzzielen und Naturerhalt. Bei einer Recherche vor Ort im Grunewald sprach mir eine Joggerin aus der Seele: «Wir brauchen beides – saubere Energie und intakte Naturräume.»
Die Opposition reagierte prompt. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Bettina Jarasch warf Wegner «Blockadehaltung» vor. «Wer Klimaschutz ernst nimmt, darf nicht von vornherein Flächen ausschließen», sagte sie.
Berlin hinkt bei der Windenergie deutlich hinterher. Während Brandenburg über 4.000 Windräder zählt, gibt es in der Hauptstadt bislang nur sechs. Der Koalitionsvertrag von CDU und SPD sieht jedoch vor, Berlin bis 2045 klimaneutral zu machen.
Die Entscheidung bleibt heikel. Waldschutz oder Energiewende – müssen wir uns wirklich zwischen diesen Zielen entscheiden?