In der Welt des Fußballs entscheiden manchmal Sekundenbruchteile über Triumph und Tragödie. Genau das erlebten wir gestern beim U19-EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und der Ukraine. In der 96. Minute, als schon fast alle mit einer Verlängerung rechneten, verwandelte Deutschlands Armindo Sieb einen Freistoß direkt in die Arme des ukrainischen Torhüters Volodymyr Tvardovskyi. Was dann passierte, lässt sich kaum in Worte fassen.
Der sonst so sichere Tvardovskyi ließ den Ball durch seine Handschuhe gleiten. Paris Brunner reagierte blitzschnell, konnte die Situation aber nicht nutzen. Dann tauchte wie aus dem Nichts Daouda El Mala auf und schob den Ball über die Linie – 3:2 für Deutschland! Die deutschen Spieler konnten ihr Glück kaum fassen, während die Ukrainer am Boden zerstört waren.
Dabei sah es lange nicht gut aus für die deutsche Mannschaft. Nach einer Führung drehte die Ukraine das Spiel und lag bis zur 86. Minute mit 2:1 vorne. Der eingewechselte Max Moerstedt sorgte dann für den Ausgleich, bevor El Malas Last-Minute-Treffer den Einzug ins Halbfinale perfekt machte. «Manchmal ist Fußball einfach unberechenbar», meinte Trainer Christian Wörns nach dem Spiel. «Unsere Jungs haben bis zur letzten Sekunde an sich geglaubt.»
Im deutschen Jugendbereich hat sich in den letzten Jahren viel getan. Die Nachwuchsarbeit wurde neu strukturiert, und jetzt erntet man die Früchte. Diese U19-Generation zeigt genau die Mentalität, die dem deutschen Fußball oft abgesprochen wurde: technisch versiert, aber auch mit unbändigem Willen. Sind wir hier Zeugen einer neuen goldenen Generation? Das Halbfinale gegen Italien am Donnerstag wird es zeigen.