Die Kommunalpolitik in Unterfranken bleibt fest in Männerhand. Von 173 Bürgermeisterposten sind gerade einmal 13 mit Frauen besetzt – eine Quote von mageren 7,5 Prozent. Dieser Missstand wurde gestern bei einer Veranstaltung der Gleichstellungsbeauftragten in Bad Neustadt deutlich. «In keinem anderen Bereich der Politik ist die Unterrepräsentation von Frauen so gravierend wie auf kommunaler Ebene», betonte Landrätin Martina Schwab.
Was auf dem Spiel steht, ist nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit unserer Gemeinden. Studien belegen: Kommunen mit ausgeglichenen Geschlechterverhältnissen in Führungspositionen schaffen nachhaltigere Lösungen für lokale Herausforderungen. Sonja Reubelt, eine der wenigen Bürgermeisterinnen der Region, berichtete von ihren Erfahrungen: «Als ich kandidierte, wurde ich gefragt, ob ich das mit Familie vereinbaren kann. Meine männlichen Mitbewerber mussten sich solchen Fragen nie stellen.»
Die strukturellen Hürden für Frauen bleiben hoch. Sitzungen am späten Abend, fehlende Kinderbetreuung und eine oft raue Debattenkultur schrecken potenzielle Kandidatinnen ab. Als ich vor Jahren den Gemeinderat in meiner Heimatstadt besuchte, fiel mir auf, wie unterschiedlich Wortmeldungen von Männern und Frauen aufgenommen wurden – ein Muster, das sich bis heute kaum verändert hat.
«Wir brauchen Mentoringprogramme und flexible Sitzungszeiten«, forderte Gleichstellungsbeauftragte Sabine Maier. Die Arbeitsgruppe «Mehr Frauen in die Kommunalpolitik» plant nun konkrete Maßnahmen für die Kommunalwahl 2026. Eine Frage bleibt: Wollen wir wirklich warten, bis sich Gleichberechtigung von selbst einstellt? Die Erfahrung zeigt: Ohne aktives Handeln bleiben unsere Rathäuser männliche Bastionen – zum Nachteil aller Bürgerinnen und Bürger.