Die Campingbranche erlebt einen Dämpfer: Der traditionsreiche Campingausrüster Herzog mit Sitz in Villingen-Schwenningen hat Insolvenz angemeldet. Das 1920 gegründete Familienunternehmen, das als einer der führenden deutschen Anbieter für Campingzubehör gilt, konnte dem zunehmenden Wettbewerbsdruck nicht mehr standhalten. Etwa 65 Mitarbeiter bangen nun um ihre Zukunft.
«Wir haben die Marktveränderungen unterschätzt», erklärt Geschäftsführer Markus Herzog. Besonders der wachsende Online-Handel und die gestiegenen Beschaffungskosten nach der Corona-Pandemie hätten dem Unternehmen zugesetzt. Die Umsätze seien binnen zwei Jahren um fast 30 Prozent eingebrochen.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Dirk Pehl sieht dennoch Hoffnung: «Herzog ist eine starke Marke mit Tradition und Know-how.» Er arbeitet bereits an einem Sanierungskonzept, während der Geschäftsbetrieb vorerst weiterläuft. Alle fünf Filialen in Baden-Württemberg bleiben geöffnet.
Die Camping-Branche hatte während der Pandemie einen regelrechten Boom erlebt. Als Lokaljournalistin habe ich damals Campingplätze besucht, die bis auf den letzten Platz ausgebucht waren. Doch diese Goldgräberstimmung ist vorbei. «Die Normalisierung trifft viele Anbieter hart», erklärt Branchenexperte Thomas Schmitt vom Caravaning Industrieverband.
Für Herzog könnte die Insolvenz aber auch eine Chance sein. Der vorläufige Insolvenzplan sieht eine stärkere Digitalisierung und ein kompakteres Filialnetz vor. Mehrere Investoren haben bereits Interesse signalisiert. Die Frage bleibt: Kann ein traditioneller Fachhändler im digitalen Zeitalter überleben? Für viele Camping-Enthusiasten in Baden-Württemberg steht mehr auf dem Spiel als nur ein Geschäft – es geht um ein Stück Campingkultur.