Die angekündigten US-Zölle auf chinesische, deutsche und andere Importe könnten Deutschland hart treffen. Laut einer aktuellen Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft droht der Bundesrepublik sogar eine Rezession im kommenden Jahr. Die Wirtschaftsleistung könnte um bis zu 0,2 Prozent schrumpfen, wenn die Zollpläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump vollständig umgesetzt werden.
Besonders die deutsche Automobilindustrie steht im Fadenkreuz. Für mich als Beobachter der Wirtschaftspolitik seit der Finanzkrise 2008 ist die Lage besorgniserregend. Die geplanten Zölle von 10 Prozent auf alle US-Importe und zusätzlich 60 Prozent auf chinesische Waren würden eine Kettenreaktion auslösen. «Wir rechnen mit Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Länder, was den Welthandel insgesamt belasten wird», erklärt IfW-Forscher Stefan Kooths.
In Düsseldorf spüre ich bereits die Nervosität in den Chefetagen der Zulieferindustrie. Ein mittelständischer Unternehmer aus dem Rheinland sagte mir gestern: «Wenn das so kommt, müssen wir unsere Investitionspläne komplett überdenken.» Die deutsche Wirtschaft, ohnehin geschwächt durch hohe Energiekosten und Strukturprobleme, könnte durch einen Handelskrieg den entscheidenden Schlag erhalten.
Die Bundesregierung steht nun vor der schwierigen Aufgabe, einerseits europäische Interessen zu vertreten und andererseits eine weitere Eskalation zu vermeiden. Das Dilemma: Harte Gegenmaßnahmen könnten die Spirale weiter anheizen, Zurückhaltung als Schwäche ausgelegt werden.
Was bedeutet das für uns alle? Möglicherweise steigende Preise, unsichere Arbeitsplätze und eine länger anhaltende wirtschaftliche Durststrecke. Die Frage ist nicht mehr, ob wir einen Abschwung erleben werden, sondern wie tief er sein wird und wie wir ihn abfedern können.