In Hamburg begann gestern ein aufsehenerregender Mordprozess vor dem Landgericht. Ein 51-jähriger Mann steht unter Anklage, seine 40-jährige Ehefrau aus Eifersucht erstochen zu haben. Laut Staatsanwaltschaft ereignete sich die Tat im Januar in der gemeinsamen Wohnung im Stadtteil Rahlstedt. Der Fall erschüttert viele Hamburger, da es sich um den dritten Femizid in der Hansestadt innerhalb weniger Monate handelt.
«Sie war die Liebe meines Lebens«, sagte der Angeklagte unter Tränen vor Gericht. Gleichzeitig gestand er die Tat, beschrieb aber einen «Blackout» im Moment des Geschehens. Die Ermittlungen zeigen ein anderes Bild: Der Mann soll seiner Frau systematisch nachspioniert und sie des Fremdgehens verdächtigt haben. Überwachungs-Apps auf ihrem Handy und heimliche Tonaufnahmen in der Wohnung waren Teil eines Kontrollsystems.
Die gemeinsame 17-jährige Tochter, die als Nebenklägerin auftritt, musste die Schreie ihrer Mutter mitanhören. Sie versteckte sich während der Tat im Badezimmer und alarmierte die Polizei. Als die Beamten eintrafen, war die Mutter bereits verblutet. «Solche Fälle hinterlassen tiefe Narben bei den Angehörigen«, erklärt die Hamburger Opferschutzbeauftragte Kirsten Böök.
Besonders erschreckend: Der Mann hatte bereits zuvor Gewalt gegen seine Frau ausgeübt. Eine einstweilige Verfügung wurde missachtet. Als Reporterin habe ich in Hamburg schon zu viele ähnliche Geschichten gehört – Fälle, bei denen Warnzeichen übersehen wurden.
Die Verhandlung wird voraussichtlich sechs Wochen dauern. Experten fordern angesichts steigender Fallzahlen mehr Schutzmaßnahmen für bedrohte Frauen. Wie viele Femizide braucht es noch, bis wir als Gesellschaft entschlossener handeln?