Der Nachbarschaftsstreit in einem Düsseldorfer Mietshaus, der seit Tagen die sozialen Medien beschäftigt, wirft grundlegende Fragen zum Zusammenleben in der Stadt auf. Eine schwarze Mieterin berichtet von rassistischen Anfeindungen durch eine Nachbarin. Mehrere Vorfälle wurden inzwischen auch der Polizei gemeldet.
Die Auseinandersetzung begann nach Angaben der Betroffenen mit alltäglichen Konflikten um Lärm und eskalierte schnell. Handyvideos zeigen eine aufgebrachte ältere Frau, die ihrer dunkelhäutigen Nachbarin zuruft: «Geh zurück nach Afrika!» Die 35-jährige Betroffene, die seit über acht Jahren in Deutschland lebt und als Krankenpflegerin arbeitet, fühlt sich seither in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher.
«Solche Vorfälle nehmen leider zu», erklärt Sarah Weißmann vom Düsseldorfer Antidiskriminierungsbüro. «Besonders Menschen mit Migrationshintergrund erleben im Wohnumfeld immer häufiger offene Anfeindungen.» Die Statistik gibt ihr recht: Im vergangenen Jahr wurden in Nordrhein-Westfalen 238 rassistisch motivierte Nachbarschaftskonflikte gemeldet – fast doppelt so viele wie 2020.
Die Hausverwaltung hat nach eigenen Angaben ein klärendes Gespräch angeboten. «Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst», betont Geschäftsführer Michael Brandt. Gleichzeitig sei es schwierig, in Nachbarschaftskonflikten zu vermitteln, wenn die Fronten bereits verhärtet sind.
Als ich vor Ort mit anderen Mietern sprach, wurde deutlich: Die meisten wollen sich nicht einmischen. «Man kennt ja nie die ganze Geschichte», meinte eine junge Frau achselzuckend. Diese Haltung beobachte ich seit Jahren bei solchen Konflikten in Düsseldorf – Wegsehen scheint oft einfacher als Eingreifen.
Für die Betroffenen bleibt oft nur der Gang vor Gericht. Doch die juristischen Hürden sind hoch. Beweise für verbale Attacken fehlen häufig, und die Verfahren ziehen sich oft über Jahre. Experten fordern daher niedrigschwelligere Hilfsangebote und mehr Präventionsarbeit.
Der Fall zeigt: Rassismus beginnt nicht erst bei körperlicher Gewalt. Er kann sich auch in scheinbar harmlosen Nachbarschaftskonflikten zeigen. Und er macht deutlich, wie wichtig es ist, nicht wegzuschauen, wenn Menschen in unserem direkten Umfeld diskriminiert werden.