Die Weinstadt Fellbach steht seit gestern wieder im Zeichen des politischen Dialogs. Beim traditionellen «Fellbacher Herbst» kommen über 300 Teilnehmer zusammen – darunter Landespolitiker, Wirtschaftsvertreter und Bürger. Ministerpräsident Winfried Kretschmann eröffnete die Veranstaltung, die seit 1987 als wichtiger Treffpunkt für den politischen Austausch in Baden-Württemberg gilt. «Hier werden Entscheidungen nicht nur getroffen, sondern vorbereitet», so Kretschmann.
Der Weinbau und die Politik – eine Verbindung, die in Baden-Württemberg Tradition hat. In entspannter Atmosphäre werden aktuelle Themen wie der Ausbau erneuerbarer Energien und die wirtschaftlichen Herausforderungen für den Mittelstand diskutiert. «In Zeiten großer Umbrüche brauchen wir solche Orte des offenen Gesprächs», betont Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.
Zwischen Trollinger und Riesling entstehen dabei Gespräche, die über Parteigrenzen hinweggehen. «Was hier beim Wein besprochen wird, findet oft Monate später Eingang in konkrete Politik», erklärt mir Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. Als ich vor fünf Jahren zuletzt hier war, wurde beim Wein noch über die Verkehrswende philosophiert – heute sehe ich konkrete Projekte.
Die Teilnehmer diskutieren bis in die späten Abendstunden. Besonders die Frage nach dem Strukturwandel in der Automobilindustrie bewegt die Region. Mehr dazu auf der Webseite des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg.
In Zeiten wachsender politischer Polarisierung zeigt das Fellbacher Treffen eine andere Möglichkeit: Politik als Gespräch zwischen Menschen, nicht als mediale Inszenierung. Ob daraus echte Lösungen entstehen, wird sich zeigen. Doch eines ist sicher: Der Wein allein wird die Probleme nicht lösen – aber er öffnet Türen für den Dialog.