Die deutsche Wirtschaft kommt einfach nicht in Fahrt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für Deutschland erneut nach unten korrigiert und rechnet für 2024 mit Nullwachstum. Während die Weltwirtschaft um 3,2 Prozent wachsen soll, bleibt Deutschland als einzige große Industrienation auf der Strecke. Besonders unsere exportorientierte Industrie leidet unter schwacher Nachfrage aus China und strukturellen Problemen.
Auf den Straßen Düsseldorfs spüre ich die gedämpfte Stimmung. Leerstehende Geschäfte in der einst belebten Königsallee und zurückhaltende Konsumenten sind sichtbare Zeichen der wirtschaftlichen Flaute. «Deutschland hat ein akutes Strukturproblem», erklärt Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin. «Hohe Energiekosten, alternde Bevölkerung und mangelnde Digitalisierung bremsen unsere Wettbewerbsfähigkeit.»
Die Folgen dieser Stagnation sind bereits spürbar. Große Unternehmen wie Volkswagen und BASF kündigen Stellenabbau an, während Mittelständler mit Liquiditätsengpässen kämpfen. Ich erinnere mich an die Finanzkrise 2008, die Deutschland dank Kurzarbeit und gezielter Konjunkturprogramme vergleichsweise gut überstand. Heute fehlen solche entschlossenen Maßnahmen.
Die Bundesregierung hält trotz Kritik am Sparkurs fest. Wirtschaftsminister Robert Habeck betont: «Wir arbeiten an einem Gesamtpaket für mehr Wettbewerbsfähigkeit, das noch in diesem Sommer vorgestellt wird.» Aber viele Ökonomen fordern bereits mehr Investitionen in Infrastruktur und Bildung – auch auf Kosten der Schuldenbremse.
Deutschland steht an einem wirtschaftlichen Scheideweg. Ohne mutige Reformen und Investitionen droht eine längere Schwächephase. Die Frage ist nicht mehr, ob wir handeln müssen, sondern wie schnell. Denn eines hat die Geschichte immer wieder gezeigt: Wirtschaftlicher Stillstand kostet am Ende mehr als rechtzeitige Investitionen in die Zukunft.