Schwere Rauchschwaden verdunkelten gestern Abend den Himmel über Hamburg-Volksdorf, als eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Flammen aufging. Gegen 19:30 Uhr meldeten Anwohner das Feuer in einem leerstehenden Bürogebäude am Farmsener Weg, das zur Unterbringung von bis zu 300 Geflüchteten umgebaut werden sollte. Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot von über 100 Einsatzkräften an.
Das zweistöckige Gebäude brannte komplett aus. «Als wir eintrafen, schlugen die Flammen bereits aus mehreren Fenstern und hatten Teile des Daches erfasst», berichtet Einsatzleiter Torsten Wesselly. Die Löscharbeiten dauerten bis in die frühen Morgenstunden. Verletzt wurde niemand, da das Gebäude unbewohnt war.
Die Polizei hat Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Ein technischer Defekt erscheint unwahrscheinlich, da im Gebäude keine Bauarbeiten stattfanden. «Wir können Brandstiftung nicht ausschließen», sagt Polizeisprecherin Ina Holst. Die Kriminalpolizei sicherte bis spät in die Nacht Spuren.
Im Stadtteil sorgt der Vorfall für Bestürzung. «Ich hoffe inständig, dass es kein gezielter Anschlag war», sagt Anwohnerin Karin Sieveking (67). Erst letzte Woche gab es eine Informationsveranstaltung zum Umbau.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich bei vergleichbaren Fällen oft erlebt, wie schnell Gerüchte entstehen. In Volksdorf ist die Stimmung angespannt, aber besonnen. Viele Anwohner kamen zur Brandstelle, boten spontan Hilfe an.
Der Bezirksamtsleiter von Wandsbek, Thomas Ritzenhoff, mahnt zu Besonnenheit: «Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber klar ist: Ein Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft wäre ein Angriff auf unsere Grundwerte.»
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die angespannte Lage bei der Unterbringung Geflüchteter in Hamburg. Die Stadt sucht händeringend nach Unterkünften. Wie es mit dem Standort Volksdorf weitergeht, bleibt vorerst offen. Eines scheint jedoch sicher: Die Aufarbeitung des Brandes wird den Stadtteil noch lange beschäftigen.