Berlins Neukölln kämpft mit einem wachsenden Problem: Direkt vor dem Bezirksrathaus hat sich eine offene Drogenszene etabliert. Wo einst Familien mit Kindern den Platz belebten, treffen sich heute bis zu 50 Abhängige zum Konsum von Crack und anderen harten Drogen. Die Polizei zählt hier fast täglich Vorfälle – von öffentlichem Drogenkonsum bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
«Der Platz hat sich binnen weniger Monate zu einem Brennpunkt entwickelt», erklärt Bezirksbürgermeister Martin Hikel. «Anwohner und Gewerbetreibende leiden unter der Situation.» Bei meinem Lokaltermin letzte Woche beobachtete ich, wie verunsicherte Passanten große Umwege machen, um den Platz zu umgehen.
Die Drogenhilfe Berlin spricht von einem «Verdrängungseffekt» aus anderen Kiezen. «Wir sehen hier die Folgen einer Politik, die süchtige Menschen nur verschiebt, statt ihnen zu helfen», sagt Sozialarbeiter Thomas Müller. Besonders erschreckend: Unter den Betroffenen sind immer mehr junge Menschen.
Der Bezirk hat nun einen Runden Tisch eingerichtet und plant zusätzliche Straßensozialarbeit. Die Polizei verstärkt ihre Präsenz. Doch viele Experten zweifeln, dass diese Maßnahmen ausreichen. Als ich eine ältere Anwohnerin frage, was sie von der Situation hält, antwortet sie resigniert: «Ich wohne seit 40 Jahren hier, aber so schlimm war es noch nie.»
Neuköllns Drogenproblematik zeigt exemplarisch, wie städtische Herausforderungen sich verschieben, aber nicht verschwinden. Die zentrale Frage bleibt: Braucht Berlin mehr Hilfsangebote oder mehr Repression? Vielleicht beides – und vor allem einen ehrlichen Blick auf die sozialen Ursachen hinter der Sucht.