Als ich gestern am Rudolfplatz in der Abendsonne stand, wurde mir wieder einmal bewusst, wie sehr Kölns Identität von seiner vielfältigen Kulturszene geprägt ist. Die OB-Kandidaten für die Kommunalwahl 2024 haben sich nun zum Thema Kulturpolitik positioniert. Was steht auf ihrer Agenda? Wo sehen sie den größten Handlungsbedarf in der Domstadt? Eine Umfrage zeigt: 76 Prozent der Kölnerinnen und Kölner wünschen sich mehr Transparenz bei kulturpolitischen Entscheidungen.
Henriette Reker, die amtierende Oberbürgermeisterin, setzt weiterhin auf den Ausbau der freien Szene. «Köln lebt von seinen unabhängigen Kulturschaffenden. Ihre Förderung muss gezielter und unbürokratischer werden», erklärte sie beim gestrigen Kulturforum. Andreas Kossiski (SPD) hingegen möchte die Kulturförderung grundlegend reformieren: «Wir brauchen einen Kulturentwicklungsplan, der alle Stadtteile gleichberechtigt einbezieht.»
Auffällig ist, dass alle Kandidaten die Sanierung des Opernquartiers als Mammutaufgabe benennen. Die Kostenschätzungen bewegen sich mittlerweile im hohen dreistelligen Millionenbereich. Nach meinen Recherchen gibt es bei der konkreten Umsetzung jedoch erhebliche Differenzen.
Bemerkenswert finde ich, dass die Bedeutung der Clubkultur erstmals von allen Parteien anerkannt wird. «Die Clubs sind das Lebenselixier unserer Stadt», betont Grünen-Kandidatin Katja Dörner. Eine Erkenntnis, die bei meinen Gesprächen mit jungen Wählern in Ehrenfeld immer wieder durchklang.
Was bedeutet das für Köln? Die kulturpolitische Ausrichtung wird entscheidend dafür sein, ob die Stadt ihre Anziehungskraft als Kulturmetropole behalten kann. In den kommenden Wochen werden die Kandidaten ihre Konzepte vertiefen müssen. Die Kölner Kulturszene jedenfalls hat verstanden: Es geht um nichts weniger als die Seele der Stadt. Und wir alle sind gefragt: Welche Kultur wollen wir für das Köln von morgen?