Als ich heute am neuen elektronischen Stellwerk der Münchner S-Bahn vorbeikam, herrschte geschäftiges Treiben. Nach jahrelangen Verzögerungen und unzähligen Verspätungen ist es endlich soweit: Das 300 Millionen Euro teure Stellwerk hat den Betrieb aufgenommen. Die Deutsche Bahn verspricht damit pünktlichere Züge für die rund 840.000 Fahrgäste, die täglich auf das S-Bahn-Netz angewiesen sind.
Der Weg hierher war steinig. «Das alte Stellwerk stammte noch aus den 1970er Jahren und war störanfällig», erklärt Heiko Büttner, Leiter der S-Bahn München. «Bei jeder technischen Störung standen tausende Pendler im Regen.» Das neue elektronische System soll nun für mehr Stabilität sorgen und die berüchtigten Ausfälle minimieren.
Die Technik beeindruckt: Statt mechanischer Hebel und analoger Schalttafeln steuern jetzt Computer das zweitgrößte S-Bahn-Netz Deutschlands. «Wir können Störungen schneller erkennen und beheben», sagt Büttner. Die Fehleranfälligkeit sinke drastisch.
Für die Pendler aus dem Umland ist das eine lang ersehnte Nachricht. Michaela Gruber aus Grafing bei München erzählt mir: «Ich habe schon unzählige Besprechungen verpasst, weil die S-Bahn wieder mal ausgefallen ist.» Dass nun Besserung in Sicht ist, lässt viele hoffen.
Ich erinnere mich noch gut an die Berichterstattung über den S-Bahn-Gipfel vor drei Jahren in Baden-Württemberg, als ähnliche Probleme diskutiert wurden. Die Herausforderungen gleichen sich bundesweit: veraltete Infrastruktur trifft auf steigende Fahrgastzahlen.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob das neue Stellwerk hält, was es verspricht. Für die Verkehrswende in der Metropolregion München wäre es ein entscheidender Schritt. Und für die Pendler vielleicht endlich die Chance, pünktlich zur Arbeit zu kommen – ohne den Standardsatz «Entschuldigung, die S-Bahn hatte Verspätung».