Die Berliner sehen ihre Stadt mit anderen Augen als noch vor einigen Jahren. Laut einer aktuellen Umfrage der Berliner Stadtreinigung (BSR) bewerten 45 Prozent der Hauptstädter Berlin als «eher sauber» – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2019, als nur 28 Prozent dieser Meinung waren. Die Befragung von 1.000 Bürgerinnen und Bürgern zeigt ein verändertes Bewusstsein für Sauberkeit im öffentlichen Raum.
Der Wandel in der Wahrnehmung überrascht selbst langjährige Beobachter der Stadtentwicklung. Als ich vor einigen Jahren durch Neukölln und Kreuzberg streifte, dominierten in Gesprächen oft Klagen über vermüllte Ecken und Sperrmüll auf Gehwegen. Heute scheint sich das Bild gewandelt zu haben.
«Wir sehen eine positive Entwicklung, die auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist», erklärt BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Verstärkte Reinigungsintervalle in stark frequentierten Bereichen und mehr Mülleimer im Stadtbild zeigen offenbar Wirkung. Besonders bemerkenswert: Fast 60 Prozent der Befragten geben an, selbst aktiv zu werden, wenn sie Verschmutzungen bemerken – sei es durch eigenes Aufheben oder Meldung an Behörden.
Doch das Bild ist nicht überall rosig. In manchen Kiezen wie Nord-Neukölln oder Teilen von Wedding berichten Anwohner weiterhin von erheblichen Problemen. «Sperrmüll wird hier manchmal über Wochen nicht abgeholt», klagt Anwohnerin Maria K. aus der Boddinstraße. Die BSR verweist auf ihr Online-Meldeportal, das schnellere Reaktionen ermöglichen soll.
Auffällig ist auch der Generationsunterschied: Jüngere Berliner unter 30 bewerten ihre Stadt deutlich positiver als ältere Bewohner. Liegt es an anderen Erwartungen oder an tatsächlich saubereren Kiezen? Die Frage bleibt offen, aber eines zeigt die Umfrage deutlich: Das Bewusstsein für unseren gemeinsamen Lebensraum wächst. Und darauf lässt sich aufbauen.