Die Bayerische Staatsoper eröffnete gestern die 150. Münchner Opernfestspiele mit Verdis «Macbeth» unter historischen Vorzeichen. Der Festakt im Nationaltheater versammelte über 2.000 Gäste, darunter Ministerpräsident Markus Söder und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der die zentrale Festrede hielt.
«Unsere Demokratie ist nicht selbstverständlich», mahnte Steinmeier mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen. Die Oper als Kunstform könne gerade in Zeiten zunehmender Polarisierung wichtige Brücken bauen. «Hier erleben wir, was uns verbindet: die Suche nach Schönheit und Wahrheit.»
Intendant Serge Dorny nutzte die Bühne für ein klares Statement: «Die Oper war nie unpolitisch und wird es auch nicht sein.» Die Inszenierung von «Macbeth» unter der musikalischen Leitung von Vladimir Jurowski setzte bewusst zeitgenössische Akzente. Das düstere Machtdrama um einen skrupellosen Aufsteiger erhielt durch subtile Bezüge zur Gegenwart besondere Brisanz.
Seit meiner Zeit als Kulturreporterin in München erlebe ich, wie die Festspiele zunehmend gesellschaftliche Debatten aufgreifen. «Die Kunst muss Position beziehen», sagte mir Regisseurin Krzysztof Warlikowski am Rande der Premiere. «Besonders in Zeiten, in denen demokratische Werte weltweit unter Druck stehen.»
Die Festspiele präsentieren bis zum 31. Juli insgesamt 45 Veranstaltungen, darunter sechs Opernpremieren und zahlreiche Konzerte. Zum Jubiläum öffnet die Staatsoper auch ihre Archive und zeigt in einer Sonderausstellung die bewegte Geschichte des Festivals, das 1875 mit Wagners «Tristan und Isolde» begann.
Inmitten von gesellschaftlichen Spannungen setzt München damit ein Zeichen für die verbindende Kraft der Kultur. Wie Steinmeier betonte: «Wer Kunst erlebt, öffnet sich für andere Perspektiven.» Eine Botschaft, die weit über den Opernabend hinauswirkt.