Mitten im Müggelsee, nur wenige Kilometer vom Trubel der Hauptstadt entfernt, liegt ein vergessenes Kleinod: die Insel Müggelwerder. Seit Jahren ungenutzt, prägen verfallene Gebäude und überwucherte Wege das 4,5 Hektar große Eiland. Der einstige Treffpunkt für Wassersportler ist heute ein klassischer «Lost Place» – und die Debatte um seine Zukunft nimmt nach Jahren des Stillstands wieder Fahrt auf.
Die kleine Insel hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. «In den 1970er Jahren war Müggelwerder ein Paradies für Ruderer und Segler», erinnert sich Karl-Heinz Wenzel, 72, der damals selbst regelmäßig dort trainierte. Das Sportlerheim mit Sauna, Unterkünften und Gemeinschaftsräumen bot optimale Bedingungen für Vereine aus ganz Berlin.
Nach der Wende begann der Niedergang. Eigentümerwechsel, gescheiterte Investorenpläne und komplizierte Bauauflagen verhinderten eine Wiederbelebung. Heute steht auf der Insel die Zeit still. Fensterscheiben sind eingeworfen, Dächer teilweise eingestürzt, die Natur erobert sich ihr Terrain zurück. Ein gespenstischer Anblick, der Abenteuerlustige anzieht – trotz offiziellen Betretungsverbots.
Das Bezirksamt Treptow-Köpenick sieht die Situation kritisch. «Wir wollen eine naturverträgliche Nutzung, die gleichzeitig die historische Bedeutung des Ortes würdigt», erklärt Bezirksstadtrat Rainer Hölmer. Die Wasserschutzpolizei kontrolliert regelmäßig, denn neben der Unfallgefahr drohen illegale Partys das empfindliche Ökosystem zu stören.
Was könnte aus Müggelwerder werden? Die Initiativen reichen von einer naturbelassenen Vogelschutzinsel bis hin zu einem behutsam sanierten Wassersportzentrum. Die Berliner haben ihre eigenen Vorstellungen: «Manchmal braucht es auch Orte, die man der Natur überlässt«, meint eine Spaziergängerin am Ufer des Müggelsees. Bis eine Entscheidung fällt, bleibt die Insel, was sie ist – ein faszinierendes Stück vergessene Zeitgeschichte mitten in Berlin.