Article – Die Streitkräfte präsentieren sich: Beim Tag der Bundeswehr in Neubrandenburg haben gestern tausende Besucher einen seltenen Einblick in die militärische Welt erhalten. In Zeiten wachsender internationaler Spannungen öffnete die Bundeswehr ihre Tore für die Öffentlichkeit. Besonders die Live-Vorführung von Kriegsübungen zog Familien und Interessierte an. «Es geht um Transparenz und Vertrauen«, erklärte Oberstleutnant Matthias Fink vor Ort.
Was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien, ist nun Realität: Die Bundeswehr zeigt offen ihre Einsatzfähigkeit. Bei den Übungen demonstrierten Soldatinnen und Soldaten, wie ein feindlicher Angriff abgewehrt wird. Panzerfahrzeuge rollten über das Gelände, Schüsse hallten durch die Luft, und Rauchschwaden stiegen auf.
«Die geopolitische Lage hat sich fundamental verändert», betonte Verteidigungsminister Boris Pistorius bei seinem Besuch in Neubrandenburg. «Wir müssen unsere Verteidigungsfähigkeit stärken und gleichzeitig den Rückhalt in der Bevölkerung sichern.»
Die Reaktionen der Besucher waren gemischt. Familie Weber aus Rostock zeigte sich beeindruckt: «Unsere Kinder fanden die Technik faszinierend. Gleichzeitig ist es bedrückend, dass solche Übungen heute wieder notwendiger erscheinen.»
In meinen fast zwanzig Jahren als Berichterstatterin habe ich einen solchen Wandel in der Kommunikationsstrategie der Bundeswehr selten erlebt. Noch 2015 wäre eine derart offensive Darstellung militärischer Fähigkeiten kaum denkbar gewesen.
Die Veranstaltung spiegelt einen gesellschaftlichen Umschwung wider. Nach Jahrzehnten der Zurückhaltung kehrt das Militärische ins öffentliche Bewusstsein zurück. Doch was bedeutet das für unser Selbstverständnis als friedensorientierte Gesellschaft? Diese Frage wird uns in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen.