In Essens beliebtester grüner Oase sorgt eine gestalterische Neuerung für Diskussionen. Der Grugapark, seit Jahrzehnten Erholungsort für Familien und Naturliebhaber, hat seine Informationstafeln komplett überarbeitet. Die neuen Schilder im modernen Design ersetzen seit diesem Frühjahr die alten, vertrauten Hinweistafeln – und das kommt nicht bei allen gut an.
«Ich finde die neuen Schilder absolut unlesbar», ärgert sich Stammbesucherin Karin Müller (58), die jeden Sonntag durch den Park spaziert. «Hellgraue Schrift auf weißem Grund? Wer hat sich das ausgedacht?» Sie ist nicht allein mit ihrer Kritik. In sozialen Netzwerken und bei Parkbesuchen häufen sich die Beschwerden.
Die Parkleitung verteidigt das neue Konzept. «Wir wollten ein einheitliches, modernes Erscheinungsbild schaffen», erklärt Parkdirektor Thomas Weber. Der Kontrast sei bewusst subtil gewählt worden, um sich harmonisch in die Parklandschaft einzufügen.
Bei meinem Besuch letzte Woche konnte ich die Problematik selbst erleben. Bei Sonnenschein verschwimmen die Informationen tatsächlich, besonders für ältere Besucher eine Herausforderung. Eine Gruppe Senioren stand ratlos vor dem Lageplan – «Wo sind wir denn jetzt?», fragte einer verzweifelt.
Experten für barrierefreie Gestaltung kritisieren die Farbwahl. «Ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 ist Standard für gute Lesbarkeit», erläutert Prof. Sabine Krämer von der Folkwang Universität der Künste. Die neuen Schilder erreichen diesen Wert bei weitem nicht.
Die Stadt Essen prüft nun Nachbesserungen. «Wir nehmen die Rückmeldungen ernst», versichert Weber. Eine Arbeitsgruppe soll Lösungen erarbeiten, ohne das Gesamtkonzept aufzugeben. Vielleicht ein klassischer Fall von Design, das zwar schön, aber nicht praktisch ist. Manchmal ist eben weniger Ästhetik und mehr Funktion gefragt – besonders wenn es darum geht, sich in Essens grünem Herzen zurechtzufinden.