Die bayerische Landeshauptstadt München soll sich als internationaler Hotspot für Künstliche Intelligenz etablieren. Oberbürgermeister Dieter Reiter und sein designierter Nachfolger Florian von Brunn (beide SPD) präsentierten gestern einen ehrgeizigen Plan: Die Stadt will 200 Millionen Euro für ein KI-Gründerzentrum bereitstellen. Bereits im kommenden Jahr sollen die ersten Startups einziehen können.
In den alten Messehallen am Rande des Westparks soll ein Inkubator entstehen, der Gründern nicht nur Räume, sondern auch technische Infrastruktur und Beratung bietet. «München hat als Technologiestandort perfekte Voraussetzungen», erklärte Reiter bei der Vorstellung. «Wir haben die Universitäten, die Industrie und jetzt auch den politischen Willen.»
Tatsächlich liegt Bayern bei KI-Patenten deutschlandweit an der Spitze. Die Technische Universität München gilt als Kaderschmiede für KI-Talente. Doch viele Absolventen zieht es bislang ins Ausland. «Wir verlieren zu viele kluge Köpfe an Silicon Valley oder asiatische Tech-Hubs», bedauert Dominik Berchtold vom Digitalverband Bitkom Bayern.
Als ich vor drei Jahren über die ersten KI-Startups in der Maxvorstadt berichtete, beklagten die Gründer noch die hohen Mieten und bürokratischen Hürden. Das soll sich nun ändern. Besonders bemerkenswert: Zehn Prozent der Flächen werden für ethische KI-Forschung reserviert.
Die Stadt hofft auf einen ähnlichen Erfolg wie beim Biotech-Cluster in Martinsried, der in den 1990er Jahren mit öffentlichen Mitteln aufgebaut wurde und heute floriert. Ob der Plan aufgeht? München hat jedenfalls die Chance, zwischen den amerikanischen Datengiganten und der chinesischen Staatsförderung einen europäischen Weg zu finden.