Wenn Träume wahr werden, sieht es manchmal so aus: Erschöpfte Männer in blauen Trikots, die sich jubelnd in den Armen liegen, während die Halle in Essen verstummt. Der Dessau-Roßlauer HV hat das scheinbar Unmögliche geschafft und sich mit einem dramatischen 29:28-Auswärtssieg gegen TUSEM Essen den Klassenerhalt in der 2. Handball-Bundesliga gesichert. Ein sportliches Wunder, das vor wenigen Wochen kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Die Vorzeichen für das Wiederholungsspiel – nötig geworden nach einem erfolgreichen Protest der Dessauer gegen die ursprüngliche Wertung – standen alles andere als günstig. Mit nur 48 Stunden Vorbereitungszeit und ohne den verletzten Leistungsträger Vincent Sohmann mussten die Sachsen-Anhalter in der Ruhrgebietsmetropole antreten. «Wir haben uns gesagt: Das ist unsere letzte Chance, da müssen wir alles reinwerfen», erklärte Trainer Uwe Jungandreas nach dem Spiel mit heiserer Stimme.
Besonders beeindruckend war die Aufholjagd nach einem zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand. Als viele Teams bereits aufgegeben hätten, zeigte Dessau-Roßlau mentale Stärke. Schlüsselspieler Timo Löser, der mit sieben Treffern zum Matchwinner avancierte, sprach von «unbeschreiblichen Gefühlen» und einer «Mannschaft, die niemals aufgibt». Auch die mitgereisten Fans erlebten eine Achterbahnfahrt der Emotionen, von Verzweiflung bis zur finalen Ekstase.
Der Klassenerhalt hat für den Verein existenzielle Bedeutung. Die 2. Liga garantiert nicht nur sportliche Attraktivität, sondern auch wirtschaftliche Stabilität durch Sponsoren und Zuschauerzahlen. «Das ist ein Sieg für die ganze Region», betonte Geschäftsführer Sebastian Glock, während im Hintergrund die Sektkorken knallten. Die Planungen für die kommende Saison können nun mit neuem Elan beginnen – und die Fans dürfen sich auf ein weiteres Jahr Zweitliga-Handball in der Anhalt-Arena freuen. Manchmal schreibt der Sport eben doch die besten Geschichten.