Dorsten steht unter Schock: Ein 16-jähriger Schüler hat sich gestern der Polizei gestellt und gestanden, seine 33-jährige Mutter und seinen 39-jährigen Stiefvater getötet zu haben. Die beiden wurden am Montag leblos in ihrer Wohnung im Dorstener Stadtteil Wulfen aufgefunden. Nach Informationen der Ermittler sollen beide Opfer durch massive Gewalteinwirkung gestorben sein.
Die Ermittler waren zunächst ratlos. Als die Beamten am Tatort eintrafen, fehlte vom mutmaßlichen Täter jede Spur. Ein Großaufgebot der Polizei durchkämmte die Gegend, während Nachbarn fassungslos auf die abgesperrte Wohnung blickten. «Hier ist es eigentlich immer ruhig», erzählte mir eine Anwohnerin, die seit über 20 Jahren im Viertel lebt. «Man kennt sich, grüßt sich – und jetzt das.»
Erst am Dienstag dann die überraschende Wende: Der Jugendliche stellte sich selbst der Polizei. «Der 16-Jährige hat sich in Begleitung eines Rechtsanwalts gestellt und die Tat gestanden», bestätigte Oberstaatsanwalt Olaf Braun. Die Hintergründe bleiben vorerst unklar. Was treibt einen Teenager zu solch einer Tat? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Ermittler.
Das Leben der jungen Mutter und ihres Partners endete brutal in den eigenen vier Wänden. Bekannte beschreiben die Familie als unauffällig. Die Frau arbeitete in einem Supermarkt in der Nähe, ihr Partner war Handwerker. Ihr Sohn besuchte eine Schule im Nachbarort.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich immer wieder über Gewaltverbrechen berichtet. Doch Fälle wie dieser, bei denen Minderjährige zu Tätern werden, erschüttern besonders – nicht nur in der beschaulichen Kleinstadt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets.
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Während die Spurensicherung noch arbeitet, bleibt die zentrale Frage: Was ist in dieser Familie geschehen? Die Antwort darauf wird möglicherweise erst der Prozess bringen, der aufgrund des Alters des Beschuldigten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird.