Der Durst der Berliner könnte bald die Stadtbäume retten. Senatsverwaltung und Wasserbetriebe planen eine kluge Doppelnutzung der öffentlichen Trinkbrunnen: Das überschüssige Wasser soll künftig nicht mehr in die Kanalisation fließen, sondern gezielt Straßenbäumen zugutekommen. Allein im vergangenen Jahr gingen etwa 40 Millionen Liter kostbares Trinkwasser ungenutzt verloren.
Die Idee ist so einfach wie wirkungsvoll. An den rund 200 Trinkbrunnen der Hauptstadt läuft das Wasser kontinuierlich, um Verkeimung zu verhindern. Mit einem neuen Ablaufsystem soll dieses Wasser jetzt umgeleitet werden. «Die Bäume benötigen besonders in den heißen Sommermonaten zusätzliche Bewässerung, um zu überleben», erklärt Umweltsenatorin Katalin Gennburg.
Ein Pilotprojekt am Brunnen auf dem Oranienplatz in Kreuzberg zeigt bereits, wie es funktionieren kann. Dort fließt das Wasser seit einigen Monaten in ein spezielles Beet mit Stauden und einem jungen Feldahorn. Bis 2026 sollen etwa 40 weitere Brunnen umgerüstet werden. Die Kosten pro Standort liegen bei etwa 10.000 Euro.
«Das bringt nicht nur den Bäumen etwas, sondern verbessert auch das Mikroklima in der Stadt», bestätigt Dr. Lena Meyer vom Berliner Umweltinstitut. Die Stadtbäume haben es in Berlin schwer. Allein in den Dürrejahren 2018 bis 2020 starben Tausende von ihnen. Besonders Jungbäume kämpfen mit dem Überleben.
Ich habe in meinen Jahren als Reporterin viele vertrocknete Bäume in deutschen Städten gesehen. Besonders eindrücklich war für mich ein Spaziergang durch den Volkspark Friedrichshain im Sommer 2019: Die gelben Blätter raschelten unter den Füßen – mitten im Juli.
Das Projekt ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt gegen die Folgen des Klimawandels in der Stadt. Was können wir noch tun, um unsere grüne Infrastruktur zu retten? Die Antwort liegt vielleicht in genau solchen kreativen Doppelnutzungen von Ressourcen, die bisher unbeachtet blieben.