Die Schreckenstat ereignete sich in einem unscheinbaren Mehrfamilienhaus in München-Giesing, wo ein Streit unter Nachbarinnen tödlich endete. Am Donnerstag verurteilte das Landgericht München I eine 90-jährige Frau wegen Totschlags zu vier Jahren Haft, nachdem sie ihre 85-jährige Freundin mit einem Kochtopf erschlagen hatte.
Die beiden Seniorinnen, die sich seit 40 Jahren kannten, gerieten im Januar in der Wohnung der älteren Frau in Streit. Was als harmlose Auseinandersetzung begann, eskalierte, als die 90-Jährige zu einem metallenen Kochtopf griff und mindestens fünfmal auf den Kopf ihres Opfers einschlug.
«Sie waren eigentlich wie Schwestern«, berichtete ein Nachbar, der die beiden Frauen regelmäßig im Treppenhaus traf. Der Fall erschütterte die Nachbarschaft, in der beide als freundliche, unauffällige Bewohnerinnen galten.
Die Angeklagte, die zur Tatzeit unter erheblicher Alkoholeinwirkung stand, zeigte sich vor Gericht reuig. «Ich habe meine beste Freundin verloren», sagte sie mit brüchiger Stimme. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich wegen Mordes ermittelt, das Gericht erkannte jedoch auf Totschlag.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten einen Fall erlebt, der die Brüchigkeit menschlicher Beziehungen so drastisch vor Augen führt. Bei Prozessbeobachtungen in München ist mir aufgefallen, wie oft langjährige Freundschaften oder Partnerschaften in Momenten extremer Emotionen zerbrechen können.
Das Urteil berücksichtigt das hohe Alter der Täterin und ihre eingeschränkte Gesundheit. Die Verteidigung kündigte an, keine Revision einzulegen. Die Nachbarschaft in Giesing steht noch immer unter Schock.
Dieser Fall wirft Fragen nach der Betreuung älterer Menschen auf – besonders jener, die allein leben. Wie kann eine Gesellschaft verhindern, dass Einsamkeit, Alkohol und unbehandelte Konflikte zu solchen Tragödien führen? Die Antwort darauf betrifft uns alle.