Die heißen Temperaturen, die seit Tagen über Berlin und Brandenburg liegen, treiben die Menschen an die Gewässer und in die Parks. Am Tempelhofer Feld suchten gestern Hunderte Schutz unter den wenigen Bäumen. Ein Ehepaar aus Kreuzberg hatte sogar eine Hängematte zwischen zwei Birken gespannt. «Wir kommen seit Jahren hierher, wenn es so heiß ist», erzählt Annika Weber (43), während sie ihrer Tochter ein Eis reicht.
Mit 36,2 Grad wurde gestern in Potsdam der bisherige Höchstwert dieses Sommers gemessen. Die Wetterdienste warnen vor weiteren Hitzetagen. Besonders gefährdet: ältere Menschen und Kinder. In den Krankenhäusern der Region häufen sich bereits die Fälle von Kreislaufproblemen und Dehydrierung.
«Bei diesen Temperaturen sollte jeder mindestens drei Liter Wasser täglich trinken», mahnt Dr. Michael Schulz von der Charité. Der Mediziner beobachtet eine Zunahme hitzebedingter Notfälle. «Viele unterschätzen, wie schnell der Körper überhitzt.»
Währenddessen hat die Stadt Berlin zusätzliche Maßnahmen ergriffen. Trinkwasserbrunnen wurden aktiviert, Parks bleiben länger geöffnet. In Neukölln haben Anwohner sogar selbstorganisierte «Kühlräume» in Gemeindezentren eingerichtet. Eine Initiative, die ich bereits aus meiner Zeit als Lokaljournalistin in Baden-Württemberg kenne.
Besonders kreativ sind die Kinder. In Prenzlauer Berg plantschten gestern Dutzende im Gleimtunnel-Springbrunnen. «Wir haben unsere Wohnung im fünften Stock seit drei Tagen kaum betreten», sagt eine junge Mutter achselzuckend. «Da oben ist es unerträglich.»
Diese Hitzewellen werden künftig häufiger auftreten. Klimaforscher sprechen von einer «neuen Normalität». Was heute als Ausnahme gilt, könnte morgen Alltag sein. Die Frage ist nicht mehr, ob wir uns anpassen müssen – sondern wie schnell wir es schaffen.