Als ich gestern die erste Meldung über den ausgebrochenen Waldbrand in der Gohrischheide erhielt, war das Ausmaß noch nicht absehbar. Heute kämpfen über 160 Einsatzkräfte gegen Flammen, die sich durch den trockenen Kiefernwald fressen und mittlerweile eine Biogasanlage in Zeithain bedrohen. Das Feuer hat bereits eine Fläche von rund 30 Hektar erfasst – das entspricht etwa 42 Fußballfeldern.
Der Brand weckt bei vielen Anwohnern düstere Erinnerungen. «Wir haben 2022 schon einmal erlebt, wie schnell sich das Feuer hier ausbreiten kann», erzählt mir Monika Schulz (58) aus dem nahen Lichtensee. Damals brannten über 900 Hektar Wald nieder. Die aktuelle Trockenheit und der böige Wind erschweren die Löscharbeiten erheblich. Feuerwehrleiter Frank Reichelt bestätigt: «Die Bedingungen sind extrem. Der Waldboden ist knochentrocken, und der Wind trägt die Funken immer wieder in neue Gebiete.»
Besonders kritisch ist die Lage nahe der Biogasanlage in Zeithain, wo Evakuierungen vorbereitet werden. Die Anlage selbst wird mit Wasserwerfern geschützt. Hubschrauber der Bundespolizei unterstützen aus der Luft. Was viele nicht wissen: Das Gebiet ist ehemaliger Truppenübungsplatz – Munitionsreste im Boden machen die Bekämpfung besonders gefährlich.
In meinen fast zwei Jahrzehnten als Reporterin habe ich selten solche Erschöpfung in den Gesichtern von Einsatzkräften gesehen. Eine junge Feuerwehrfrau lehnt kurz an ihrem Fahrzeug, trinkt hastig Wasser, bevor sie zurück in den Einsatz geht.
Für die kommenden Tage sind weiter hohe Temperaturen angekündigt. Waldbrände wie dieser könnten zur neuen Normalität werden. Die Frage ist nicht ob, sondern wann und wo der nächste ausbricht. Und ob wir darauf vorbereitet sind.