Der Umbau der Ausländerbehörde in Bielefeld liegt vorerst auf Eis. Der Finanzausschuss der Stadt hat die geplante Millionen-Investition am Donnerstag überraschend gestoppt. Statt der vorgesehenen 3,2 Millionen Euro für den Umbau des Gebäudes an der August-Bebel-Straße fordert die Politik nun zunächst alternative Standorte zu prüfen.
Die Räumlichkeiten der Ausländerbehörde stehen seit Jahren in der Kritik. Zu eng, zu dunkel, nicht barrierefrei – die Liste der Mängel ist lang. «Die Zustände sind menschenunwürdig, sowohl für die Wartenden als auch für die Mitarbeitenden», erklärt Stadtrat Ingo Nürnberger. Bereits im Sommer hatten sich lange Schlangen vor dem Gebäude gebildet. Menschen warteten stundenlang bei Hitze, ohne ausreichend Sitzgelegenheiten oder Wetterschutz.
Besonders CDU und FDP drängen jetzt auf einen Standortwechsel. «Wir können nicht Millionen in ein Gebäude stecken, das grundsätzlich ungeeignet ist», argumentiert Ratsmitglied Marcus Kleinkes. Auch die lange Bauzeit von 18 Monaten schreckt ab. Während dieser Zeit müsste die Behörde in ein Interimsquartier umziehen – zusätzliche Kosten inklusive.
Als Alternative bringen mehrere Fraktionen das ehemalige Sparkassengebäude am Kesselbrink ins Gespräch. «Das steht leer, ist zentral gelegen und bereits als Verwaltungsgebäude konzipiert», so die Überlegung von Grünen-Sprecherin Jutta Schmidt. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob dieser oder andere Standorte machbar und wirtschaftlich sinnvoll wären.
Ich habe selbst vor zwei Jahren die Situation vor Ort recherchiert. Was mich damals besonders betroffen machte: Familien mit kleinen Kindern, die stundenlang auf harten Bänken ausharren mussten. Ein unhaltbarer Zustand in einer Stadt, die sich Weltoffenheit auf die Fahnen schreibt.
Bis Ende Januar soll die Verwaltung nun Alternativen vorlegen. Ob damit eine schnellere Lösung für die prekäre Situation gefunden wird, bleibt offen. Für die täglich bis zu 300 Besucherinnen und Besucher der Ausländerbehörde bedeutet die Entscheidung jedenfalls: Die Warterei geht weiter.