In Erfurt haben sich gestern die Spitzen von AfD und BSW zu einem ersten Gespräch getroffen. Björn Höcke, AfD-Landesvorsitzender, und Katja Augsten vom BSW diskutierten etwa eine Stunde lang über mögliche Kooperationen nach der Landtagswahl. In Thüringen steht die Regierungsbildung seit September auf der Kippe – die AfD wurde mit 32,8 Prozent stärkste Kraft, findet aber bislang keine Partner.
«Das war ein erstes Kennenlernen auf Augenhöhe», erklärte Höcke nach dem Treffen. Die Atmosphäre sei «konstruktiv» gewesen. Augsten bestätigte das Gespräch, betonte aber: «Wir haben lediglich Positionen ausgetauscht. Von Koalitionsverhandlungen kann keine Rede sein.»
Tatsächlich steht Thüringen vor einer politischen Zwickmühle. Während ich vergangene Woche durch Erfurt ging, spürte ich die Frustration vieler Bürger über die zähen Verhandlungen. «Die sollen endlich regieren statt reden», sagte mir ein Handwerker vor dem Landtag.
Das BSW, das aus dem Stand 15,8 Prozent erreichte, verhandelt parallel mit CDU und Linken über eine mögliche Minderheitsregierung. CDU-Chef Mario Voigt hatte Gespräche mit der AfD kategorisch ausgeschlossen. Der thüringische Verfassungsschutz stuft die AfD als «gesichert rechtsextrem» ein.
Experten sehen das Treffen kritisch. «Ein gefährlicher Dammbruch», warnt Politikwissenschaftlerin Martina Kellers von der Uni Jena. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob es bei diesem einen Gespräch bleibt – oder ob sich in Thüringen tatsächlich politische Tabus verschieben.