Die Kölner Ratssitzung endete gestern völlig anders als geplant. Rund 800 FC-Fans füllten den Spanischen Bau und brachten durch lautstarke Gesänge und Sprechchöre die Sitzung zum Erliegen. Ihr Protest richtete sich gegen den Antrag der Ratsfraktionen von CDU, Grünen und Volt, der die Geschäftsführung des 1. FC Köln zu mehr Transparenz verpflichten sollte. Die Stadtvertreter zogen den Antrag schließlich zurück.
«Wir sind gekommen, um zu bleiben», hallte es durch das historische Ratsgebäude. Die Fans sangen ohne Unterbrechung FC-Lieder und verhinderten so jede weitere Debatte. Im Kern ging es um die Auseinandersetzung zwischen dem Mitgliederrat des Vereins und der Geschäftsführung. Der Ratsantrag wurde von den Anhängern als unzulässige Einmischung der Politik in Vereinsangelegenheiten verstanden.
FC-Vorstand Markus Rejek verfolgte die Szenen von der Besuchertribüne und erklärte später: «Die Stadt ist unser wichtigster Partner, aber die internen Angelegenheiten des Vereins müssen auch intern gelöst werden.» In meinen fast zwanzig Jahren als Sportjournalistin habe ich selten eine solche Geschlossenheit einer Fanszene erlebt – besonders bemerkenswert angesichts der sportlich prekären Lage des Vereins.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker wirkte sichtlich überrascht von der Wucht des Protests. Nach etwa 90 Minuten verkündete sie den Rückzug des Antrags. Die Botschaft der Fans war eindeutig: Politik hat im Vereinsleben nichts zu suchen. Doch die Debatte um Mitbestimmung und Transparenz im Profifußball wird weitergehen – nur eben ohne kommunalpolitische Einmischung.