Die längste zusammenhängende Radroute in Dresden ist gleichzeitig eine Zumutung für alle Radfahrenden. Auf 22 Kilometern vom Dresdner Süden bis nach Klotzsche reihen sich Kopfsteinpflaster, Schlaglöcher und gefährliche Kreuzungen aneinander. Laut einer Umfrage des ADFC Dresden bewerten 87 Prozent der Radfahrenden die Route als «mangelhaft» oder «ungenügend».
Vor Ort zeigt sich das ganze Ausmaß der Probleme. Am Nürnberger Ei, einem der neuralgischen Punkte, fehlt jede Radwegmarkierung. «Hier fühle ich mich zwischen Autos und Straßenbahnschienen regelrecht eingeklemmt», berichtet Anwohnerin Sabine Lehmann (42), die täglich mit dem Rad zur Arbeit fährt.
Die Route führt weiter über das berüchtigte Kopfsteinpflaster der Königsbrücker Straße. «Eine Rüttelstrecke, die nicht nur Räder, sondern auch Rücken ruiniert«, erklärt Verkehrsexperte Michael Weber vom ADFC. Tatsächlich wurden hier in den vergangenen zwei Jahren 17 Unfälle mit Radfahrerbeteiligung registriert.
In der Innenstadt müssen Radfahrende dann unvermittelt auf die stark befahrene Straße wechseln, wo Autofahrer oft zu dicht überholen. Die Stadt verweist auf begrenzte Mittel: «Für den kompletten Umbau der Strecke fehlen aktuell etwa 8,5 Millionen Euro», so Verkehrsbürgermeister Raoul Koerner.
Als ich die Strecke selbst abfahre, erinnere ich mich an meine Anfänge als Lokalreporterin in Baden-Württemberg. Auch dort kämpften Radfahrende jahrelang für bessere Infrastruktur – bis Bürgerproteste schließlich Wirkung zeigten.
Die Lage in Dresden spiegelt ein deutschlandweites Problem wider. Während andere europäische Städte massiv in Radinfrastruktur investieren, bleibt Deutschland hinterher. Ob sich das in Dresden ändert, hängt nicht zuletzt vom Engagement der Bürger ab. Der Stadtrat entscheidet im November über erste Sanierungsmaßnahmen – ein kleiner Hoffnungsschimmer für die geplagten Radfahrenden.