In Frankfurt hat gestern ein neues Crack-Hilfezentrum im Bahnhofsviertel seine Türen geöffnet. Rund 300 suchtkranke Menschen sollen hier täglich Unterstützung finden – ein Novum in Deutschland. Die Einrichtung an der Moselstraße bietet medizinische Versorgung, Beratung und Konsumräume für Abhängige, die bisher auf offener Straße Drogen konsumieren.
Seit Jahren kämpft das Frankfurter Bahnhofsviertel mit einer wachsenden Crack-Problematik. «Die Situation ist für alle Beteiligten untragbar geworden – für Anwohner, Gewerbetreibende und nicht zuletzt für die Suchtkranken selbst», erklärt Gesundheitsdezernent Stefan Majer bei der Eröffnung. Die neue Einrichtung soll die öffentlichen Plätze entlasten und gleichzeitig den Betroffenen helfen.
Als ich vor zehn Jahren erstmals über die Frankfurter Drogenszene berichtete, gab es kaum spezialisierte Hilfsangebote für Crack-Abhängige. Die hochpotente Kokainform stellt besondere Herausforderungen dar: Der Rausch ist kurz, der Konsumdruck hoch, die sozialen Folgen oft verheerend.
Im Zentrum arbeiten Sozialarbeiter, Ärzte und Psychologen Hand in Hand. «Wir bieten keine einfachen Lösungen, aber einen ersten Schritt aus der Sucht», sagt Einrichtungsleiterin Carola Weber. Neben Konsumräumen gibt es Ruhezonen, medizinische Basisversorgung und Beratungsangebote.
Anwohner zeigen sich vorsichtig optimistisch. «Wenn das die Situation im Viertel verbessert, unterstützen wir das», sagt Geschäftsinhaber Marco Klein. Gleichzeitig gibt es Sorgen, dass das Zentrum weitere Abhängige anziehen könnte.
Die Frankfurter Initiative könnte Modellcharakter für andere Städte haben. Entscheidend wird sein, ob das Konzept tatsächlich die Balance zwischen Hilfsangebot und Entlastung des öffentlichen Raums schafft. Und ob wir als Gesellschaft bereit sind, Suchtkranke nicht nur zu verdrängen, sondern ihnen echte Perspektiven zu bieten.