Nach tagelangen Protesten und Uni-Besetzungen zeichnet sich in Hessen eine Lösung im Streit um Hochschulkürzungen ab. Seit Wochen demonstrieren Studierende und Lehrende gegen die geplanten Sparmaßnahmen der schwarz-roten Landesregierung. Allein gestern versammelten sich über 3.000 Menschen vor dem Landtag in Wiesbaden. Nach jetzigem Stand sollen den hessischen Hochschulen in den kommenden fünf Jahren rund 75 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen.
«Die Situation ist existenzbedrohend», erklärt Professor Michael Schmidt von der Uni Frankfurt, während er mit seinen Studierenden vor dem Landtagsgebäude steht. Ich habe ihn und viele andere Demonstrierende getroffen, die befürchten, dass ganze Studiengänge wegfallen könnten. An vielen Campi werden bereits Seminare gestrichen und Stellen nicht neu besetzt.
Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) signalisierte gestern erstmals Verhandlungsbereitschaft: «Wir nehmen die Sorgen ernst und streben zeitnah eine Einigung an.» Nach meinen Informationen wird in der Landesregierung nun über einen Kompromiss beraten, der die Kürzungen auf 40 Millionen Euro begrenzen könnte.
Die Fachschaft Sozialwissenschaften der Uni Kassel hat unterdessen ein alternatives Finanzierungsmodell vorgelegt. «Bildung muss Priorität haben, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten», betont Sprecherin Lisa Hofmann. In Hamburg habe ich ähnliche Konflikte erlebt – am Ende führten nur Verhandlungen auf Augenhöhe zu tragfähigen Lösungen.
Die Entscheidung soll nun bis kommende Woche fallen. Für viele Studierende, deren Zukunftspläne auf dem Spiel stehen, kann sie kaum früh genug kommen. Die Frage bleibt: Wie viel ist uns Bildung in Zeiten knapper Kassen tatsächlich wert?