Für fast jeden in Dresden ist die Semperoper ein Ort der großen Stimmen und dramatischen Arien. Doch einer ihrer Sänger sorgt nun auf ganz anderem Terrain für Aufsehen: Tilmann Rönnebeck, Bass im Ensemble der Semperoper, hat das renommierte Ötztaler Radmarathon in den Alpen gewonnen. Der 43-Jährige bewältigte die 238 Kilometer und 5.500 Höhenmeter in beeindruckenden 7 Stunden und 45 Minuten.
«Das Singen und das Radfahren haben erstaunlich viel gemeinsam», erzählt Rönnebeck, während er am Elbufer in Dresden trainiert. «Bei beiden geht es um Atmung, Ausdauer und mentale Stärke.» Der gebürtige Hamburger, der seit über zehn Jahren an der Semperoper singt, fand im Radsport seinen perfekten Ausgleich zur Bühnenarbeit.
Der Weg zum Sieg war steinig. Vier Alpenpässe musste Rönnebeck bezwingen, darunter den berüchtigten Timmelsjoch auf 2.509 Metern Höhe. «Als ich den letzten Anstieg hochfuhr, habe ich an die Arie des Sarastro aus der Zauberflöte gedacht – ‹In diesen heil’gen Hallen›. Das hat mir Kraft gegeben», sagt er mit einem Lächeln.
Sein Trainer Thomas Müller ist beeindruckt: «Tilmann vereint künstlerische Sensibilität mit athletischer Härte. Eine seltene Kombination.» In Dresden ist man stolz auf den singenden Radsportler. Intendant Peter Theiler gratulierte persönlich und scherzte: «Zum Glück hat er sich nicht die Stimmbänder verfahren.»
Nächstes Jahr will Rönnebeck beim Elbspitze-Radrennen in seiner Wahlheimat Dresden starten. «Dann kommen hoffentlich einige Kollegen aus dem Orchester mit», sagt er. «Musik und Sport verbinden – das möchte ich mehr Menschen zeigen.» Eine Botschaft, die weit über die Opernbühne hinausstrahlt.