In der Kreisverwaltung Herford zeichnet sich ein bemerkenswertes Muster ab: Frauen besetzen zunehmend Führungspositionen, während Männer in den politischen Gremien weiterhin dominieren. Nach aktuellen Zahlen stellen Frauen etwa 62 Prozent der Beschäftigten in der Kreisverwaltung – doch besonders auffällig ist ihre starke Präsenz in der Führungsebene.
Landrat Jürgen Müller steht an der Spitze einer Verwaltung, in der vier von sechs Dezernaten von Frauen geleitet werden. «Die Qualifikation ist entscheidend, nicht das Geschlecht», betont Müller. Dennoch zeigt sich hier eine Entwicklung, die bundesweit noch selten zu beobachten ist. In den Bereichen Soziales, Jugend und Gesundheit sind besonders viele Frauen tätig, während in technischen Abteilungen Männer überwiegen.
Ein anderes Bild zeigt sich im Kreistag: Nur 26 Prozent der Abgeordneten sind weiblich. Bei meinem letzten Besuch einer Kreistagssitzung in Herford fiel mir diese Diskrepanz besonders auf – vorne die überwiegend männlichen Mandatsträger, hinten die hauptsächlich weiblichen Verwaltungsmitarbeiterinnen. «Politische Gremienarbeit ist oft schwer mit Familienaufgaben vereinbar», erklärt Gleichstellungsbeauftragte Elke Härtel.
Der Kreis Herford hat mit gezielten Programmen zur Frauenförderung diese Entwicklung in der Verwaltung unterstützt. Flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice-Möglichkeiten machen Führungspositionen auch für Mütter attraktiver. Doch bei den politischen Mandaten bleibt die Herausforderung bestehen.
Was bedeutet diese Kluft zwischen Verwaltung und Politik? Möglicherweise spiegelt sie einen gesellschaftlichen Wandel, der in verschiedenen Bereichen unterschiedlich schnell voranschreitet. Die Frage bleibt: Wann wird die politische Repräsentanz die demografische Realität abbilden?