In Hamburg wird heute im Rathaus über die nächste Phase der Hafenerweiterung entschieden. Der Senat stimmt über die Freigabe von 450 Millionen Euro für den Bau eines neuen Elbtunnels ab, der die Hafenquartiere direkter mit dem Südufer verbinden soll. Nach Angaben der Handelskammer könnte das Projekt bis zu 2.800 neue Arbeitsplätze schaffen.
Seit der letzten Elbvertiefung 2021 ist der Containerumschlag im Hamburger Hafen um 12 Prozent gestiegen. «Der neue Tunnel ist entscheidend für die Zukunft unseres Hafens», sagt Hafensenator Michael Westhagemann. «Ohne diese Investition verlieren wir den Anschluss an Rotterdam und Antwerpen.»
Doch der Widerstand wächst. Bei einer Demonstration gestern am Fischmarkt versammelten sich über 5.000 Menschen. Ihre Sorge: Der Tunnelbau könnte das empfindliche Ökosystem der Elbe weiter belasten. Die Umweltorganisation BUND hat bereits Klage angekündigt.
Als ich gestern durch Wilhelmsburg fuhr, sah ich zahlreiche Plakate gegen das Projekt. «Die Stimmung im Stadtteil ist angespannt», erzählt mir Kioskbesitzerin Fatma Özdemir. «Viele befürchten eine jahrelange Baustelle vor ihrer Haustür.»
Die wirtschaftlichen Chancen stehen den ökologischen Bedenken gegenüber. Ein Kompromiss zeichnet sich ab: Die Baupläne könnten um zusätzliche Umweltausgleichsmaßnahmen ergänzt werden, die den Naturschutz stärken.
Wie Hamburg diesen Konflikt löst, könnte Vorbild für andere Hafenstädte werden. Am Ende geht es um die alte Frage: Wie viel Wirtschaftswachstum verträgt die Natur? Die Antwort wird das Gesicht des Hamburger Hafens für Jahrzehnte prägen.
Mehr Informationen zur Umweltverträglichkeitsprüfung bei der Hamburger Umweltbehörde.