Die Entscheidung im Fall Hochdorf zeigt tiefe gesellschaftliche Risse. Ein 31-jähriger Eritreer, der im Juni einen Jogger mit einem Messer tötete, kommt nach Gerichtsbeschluss in eine psychiatrische Einrichtung. Die Ermittler gehen von Schuldunfähigkeit aufgrund einer psychischen Erkrankung aus. Der Fall erschüttert die kleine Gemeinde bei Stuttgart, wo viele Menschen nun Angst haben.
Der Mann hatte das 55-jährige Opfer auf einem Feldweg völlig unvermittelt angegriffen. Laut Zeugenaussagen kannten sich Täter und Opfer nicht. Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dass der Angreifer unter Wahnvorstellungen litt und in einem «psychotischen Zustand» handelte. «Dieser Fall zeigt die enormen Herausforderungen im Umgang mit psychisch kranken Menschen in unserem Asylsystem«, erklärt Dr. Martina Weber, Psychiaterin und Gutachterin im Verfahren.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten ein solch aufgeheiztes Klima erlebt. Bei meinem Besuch in Hochdorf letzte Woche spürte ich die Anspannung in jedem Gespräch. Eine Anwohnerin sagte mir: «Ich gehe abends nicht mehr allein raus. Das war früher anders.«
Der Fall befeuert die Debatte um Migration und Sicherheit in Baden-Württemberg. Innenminister Thomas Strobl fordert bessere psychiatrische Versorgung für Geflüchtete. Während die einen mehr Abschiebungen fordern, mahnen andere vor Pauschalisierungen. Was bleibt, ist die Frage: Wie können wir psychisch kranke Menschen – egal welcher Herkunft – früher erkennen und behandeln?