Die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings locken Menschen in ihre Gärten und auf Balkone, doch viele stehen vor einem Problem: teure Werkzeuge und Geräte, die man nur selten braucht. In Stuttgart hat die Stadtbibliothek dafür eine überraschende Lösung gefunden. Die «Bibliothek der Dinge» verleiht jetzt neben Büchern auch Alltagsgegenstände – vom Waffeleisen bis zur Bohrmaschine.
«Gegenstände zu teilen statt zu besitzen macht in einer Welt mit begrenzten Ressourcen einfach Sinn», erklärt Bibliotheksleiterin Christina Krug. Die Idee kommt gut an: Seit dem Start im Januar wurden bereits über 300 Gegenstände ausgeliehen. Das Angebot reicht von Werkzeugen, Küchengeräten bis hin zu Musikinstrumenten und Spielen.
Bei meinem Besuch treffe ich Martin Schmid, der sich einen Hochdruckreiniger ausleiht. «Ich brauche das Ding zweimal im Jahr. Warum sollte ich 200 Euro ausgeben und dann Stauraum dafür opfern?», fragt er pragmatisch. Für die Ausleihe zahlt er nichts extra – der normale Bibliotheksausweis reicht.
Die Stadtbibliothek reagiert damit auf einen gesellschaftlichen Wandel. Gerade in Großstädten mit begrenztem Wohnraum und bei steigendem Umweltbewusstsein gewinnt die Sharing Economy an Bedeutung. Eine Entwicklung, die ich seit Jahren beobachte und die nun auch in traditionellen Institutionen ankommt.
Kritisch bleibt die Frage der Finanzierung. Während die Anschaffung aus dem regulären Etat bezahlt wird, müssen defekte Geräte ersetzt werden. «Bisher läuft es erstaunlich gut», betont Krug, «die Menschen gehen pfleglich mit den Dingen um.»
Die Bibliothek plant bereits, das Angebot zu erweitern. Welche Dinge würden Sie ausleihen statt kaufen? Die Antwort darauf könnte unseren künftigen Umgang mit Konsum grundlegend verändern.