In München hat die Polizei ein weitverzweigtes Netzwerk für illegales Glücksspiel zerschlagen. Bei einer großangelegten Razzia durchsuchten Beamte gestern 36 Wohnungen und Geschäftsräume im Stadtgebiet und Umland. 13 Beschuldigte im Alter von 29 bis 54 Jahren stehen im Fokus der Ermittlungen. Nach monatelangen Untersuchungen konnten die Behörden ein System aufdecken, das Millionenbeträge durch illegale Online-Casinos gewaschen haben soll.
Während ich die Einsatzkräfte am Hauptbahnhof beobachtete, wurde mir klar: Dies war keine gewöhnliche Razzia. «Wir haben es mit professionellen Strukturen zu tun, die gezielt am deutschen Glücksspielrecht vorbei operieren», erklärte Kriminalhauptkommissar Robert Langer vor Ort. Die Ermittler stellten über 50 Computer, zahlreiche Mobiltelefone und Unterlagen sicher. Besonders brisant: Auch drei Gastronomiebetriebe sollen als Tarnung für die illegalen Aktivitäten gedient haben.
Seit der Reform des Glücksspielstaatsvertrags 2021 ist zwar vieles erlaubt, was früher verboten war. Doch die nun aufgedeckten Strukturen bewegten sich weit jenseits der Legalität. Eine Finanzbeamtin, die anonym bleiben möchte, schätzt den Steuerschaden auf «mindestens sieben Millionen Euro». In meiner fast zwanzigjährigen Berichterstattung habe ich selten einen Fall erlebt, bei dem die Vernetzung so geschickt aufgebaut war – von Strohleuten über Scheinfirmen bis hin zu ausgeklügelten Geldwäschemodellen.
Für die Münchner Behörden ist es ein wichtiger Erfolg im Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Die Staatsanwaltschaft will nun auch Vermögenswerte der Beschuldigten einfrieren. Die Frage bleibt: Wie viele ähnliche Netzwerke operieren noch unentdeckt? In Zeiten, wo jeder Klick zum Glücksspiel verführen kann, sind die Grenzen zwischen legal und illegal oft fließender als gedacht.