Die Nachricht aus dem Elsass lässt aufhorchen: Mehrere Fälle von Chikungunya-Fieber wurden in Straßburg gemeldet – nur 150 Kilometer von Stuttgart entfernt. Was lange als exotische Tropenkrankheit galt, könnte nun auch für Baden-Württemberg relevant werden. Der Übertragungsweg? Die asiatische Tigermücke, die sich durch den Klimawandel immer wohler in unseren Breiten fühlt.
«Die Tigermücke etabliert sich seit Jahren in Süddeutschland», erklärt Dr. Melanie Weber vom Stuttgarter Gesundheitsamt. «Wir beobachten ihre Ausbreitung mit Sorge, denn sie kann neben Chikungunya auch Dengue und Zika übertragen.» Die Symptome der Krankheit sind alles andere als harmlos: hohes Fieber, starke Gelenkschmerzen und ein charakteristischer Hautausschlag quälen die Betroffenen. Besonders tückisch: Die Gelenkbeschwerden können monatelang anhalten.
In Stuttgart wurden bislang nur importierte Fälle registriert – Menschen, die sich im Ausland infiziert haben. Doch das könnte sich ändern. Das Robert Koch-Institut warnt, dass lokale Übertragungsketten möglich sind, sobald infizierte Reiserückkehrer und Tigermücken aufeinandertreffen. Die Parallelen zu Südfrankreich, wo sich Chikungunya bereits 2017 ausbreitete, sind beunruhigend.
Für den Stuttgarter Raum bedeutet dies erhöhte Wachsamkeit. Das Gesundheitsamt hat das Monitoring verstärkt und bittet die Bevölkerung um Mithilfe: «Vermeiden Sie stehendes Wasser in Blumentöpfen oder Regentonnen – das sind ideale Brutplätze für die Tigermücke», rät Weber. Auch der Einsatz von Mückenschutzmitteln wird empfohlen, besonders in den frühen Morgen- und Abendstunden, wenn die Tigermücke am aktivsten ist.
Die Frage ist nicht mehr, ob die Krankheit unsere Region erreichen kann, sondern wann und in welchem Ausmaß. Die Gesundheitsbehörden stehen vor der Herausforderung, ein tropisches Virus in einer Stadt zu bekämpfen, die nie mit solchen Bedrohungen rechnen musste. Wie gut sind wir darauf vorbereitet?