Deutschland hat im vergangenen Jahr wirtschaftlich den Anschluss verloren. Die deutsche Wirtschaft schrumpfte 2023 um 0,3 Prozent – ein trauriger Rekord unter den G7-Staaten. Italien und Frankreich wuchsen um 0,7 Prozent, Großbritannien schaffte 0,1 Prozent. Die USA konnten sogar um beachtliche 2,5 Prozent zulegen. Diese ernüchternden Zahlen stammen aus einer aktuellen Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Wenn ich durch Düsseldorfs Königsallee gehe, spüre ich die widersprüchlichen Signale: Volle Cafés neben leerstehenden Geschäften. Besonders die energieintensive Industrie kämpft. «Deutschland leidet unter strukturellen Problemen, die durch die Energiekrise noch verschärft wurden», erklärt IW-Ökonom Matthias Diermeier. Die hohen Energiepreise belasten produzierende Unternehmen massiv, während der Fachkräftemangel die Situation zusätzlich verschärft.
Auch für das laufende Jahr sind die Aussichten mau. Das Wirtschaftsministerium rechnet mit einem Mini-Wachstum von nur 0,2 Prozent. Die Bundesbank warnt vor einer «wirtschaftlichen Stagnation». Erschwerend kommt die demografische Entwicklung hinzu – bis 2035 werden sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen. Besonders die mittelständischen Betriebe, unser wirtschaftliches Rückgrat, geraten unter Druck.
Die Politik steht nun vor schwierigen Aufgaben. Notwendig wären mutige Reformen beim Bürokratieabbau und der Energiepolitik. Doch während andere Länder vorankommen, stecken wir in ideologischen Debatten fest. Die wirtschaftliche Schwäche bedroht langfristig unseren Wohlstand. Ob Deutschland den Kurswechsel schafft, wird nicht nur über unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit entscheiden, sondern auch darüber, wie wir künftig leben werden.